Wrackteile eines Hubschraubers auf dem Spielplatz des Kindergartens
APA/AFP/Sergei Supinsky
Hubschrauberabsturz bei Kiew

Suche nach Absturzursache läuft

Nach dem Absturz eines Hubschraubers in der Nähe von Kiew, bei dem am Mittwoch der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj und nach neuesten Erkenntnissen mindestens 13 weitere Personen ums Leben gekommen sind, läuft die Suche nach der Ursache. Die ukrainischen Luftstreitkräfte kündigten die Einsetzung einer Kommission an, die Wrackteile werden untersucht.

Rettungsdienste und Präsidialamt bestätigten am Nachmittag 14 Todesopfer. Zuvor war von 17 Toten die Rede gewesen. Unter den Getöteten befinden sich Monastyrskyj, sein Stellvertreter Jehwhenij Jenin und Staatssekretär Jurij Lubkowitsch. Der Hubschrauber stürzte in der Stadt Browary nahe einem Kindergarten ab.

An Bord der Maschine waren laut offiziellen Angaben neun Menschen, auf dem Boden wurden weitere sieben Personen getötet, darunter vier Kinder. 15 Kinder erlitten Verletzungen. Zum Zeitpunkt des Absturzes seien Kinder und Beschäftigte in dem Kindergarten gewesen, teilte Regionalgouverneur Olexij Kuleba mit. Das Gebäude sei evakuiert worden. Die Kinder seien in anderen Bildungseinrichtungen untergebracht worden.

Einsatzkräfte bei beschädigtem Gebäude nach dem Hubschrauberabsturz in Brovary (Ukraine)
Yan Dobronosov
Der Hubschrauber stürzte in der Nähe eines Kindergartens ab

Laut dem Sprecher der ukrainischen Luftstreitkräfte, Jurij Ihnat, handelte es sich um einen Hubschrauber des Typs Airbus H225. Eine Kommission werde die Ursachen untersuchen. „Das wird nicht nur ein, zwei Tage dauern, denn die Untersuchung einer Flugkatastrophe braucht eine gewisse Zeit“, sagte Ihnat. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) hatte 2016 gegen den H225 wegen Sicherheitsbedenken ein vorläufiges Flugverbot verhängt. Schon das Vorgängermodell AS332 war in mehrere Flugunfälle verwickelt. Die abgestürzte Maschine gehörte zum Notfalldienst der Regierung in Kiew und lag somit im Verantwortungsbereich des Innenministeriums.

Von ukrainischer Seite gab es keine Angaben, ob es zu dem Zeitpunkt des Absturzes russische Angriffe in dem Gebiet gab. Russland äußerte sich bisher nicht zu dem Absturz.

Seit 2021 Innenminister

Monastyrskyj war im Jahr 2021 zum Innenminister ernannt worden. Der 42-Jährige war in diesem Amt für die Polizei und die innere Sicherheit zuständig und ist der ranghöchste ukrainische Staatsvertreter, der seit Beginn des Krieges ums Leben gekommen ist.

Interimistischer Innenminister wird der Chef der ukrainischen Nationalpolizei, Ihor Klymenko. Das habe die Regierung entschieden, teilte Premier Denys Schmyhal Mittwochnachmittag mit.

Browary liegt rund 20 Kilometer vom Stadtzentrum Kiews entfernt. In den ersten Tagen des am 24. Februar 2022 begonnenen russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatte es in der Stadt heftige Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Kräften gegeben.

Selenskyj: „Schreckliche Tragödie“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete den Absturz als eine „schreckliche Tragödie“, die „unaussprechlichen Schmerz“ auslöse. „Mögen alle Opfer dieses schwarzen Morgens in Frieden ruhen“, so der Staatschef. Die getöteten Spitzenkräfte des Innenministeriums bezeichnete er als „wahre Patrioten“.

Premier Schmyhal schrieb auf Telegram von einem „riesigen Verlust für das Regierungsteam und den gesamten Staat“ und drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.

Internationale Beileidsbekundungen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach den Familien der Opfer, Selenskyj sowie der gesamten Ukraine ihr tiefes Beileid aus. Monastyrskyj sei ein guter Freund der EU gewesen, schrieb EU-Ratspräsident Charles Michel auf Twitter. EU-Innenkommissarin Ylva Johansson zeigte sich zutiefst schockiert. Monastyrskyj sei ein „wahrer ukrainischer Held“ gewesen.

„Unser Gedanken und unser tiefes Mitgefühl sind in diesen schweren Stunden bei den Familien der Opfer“, twitterte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zeigte sich auf Twitter „tief betrübt über die Opfer des tragischen Hubschrauberabsturzes in der Nähe eines Kindergartens“. „Zutiefst erschüttert von dieser traurigen Nachricht“ zeigte sich auch Ewa Ernst-Dziedzic, Außenpolitiksprecherin der Grünen.

Hubschrauber bei Kiew abgestützt

Bei der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist ein Hubschrauber nahe eines Kindergartens abgestützt. Zahlreiche Menschen starben – darunter der ukrainische Innenminister sowie weitere hochrangige Ministeriumsmitarbeiter.

Deutschlands Kanzler Olaf Scholz sprach von einem „traurigen Tag“ für die Ukraine. Estlands Premierministerin Kaja Kallas drückte Schmyhal, dem ukrainischen Volk und den Familien der Getöteten ihr Beileid aus. Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki zeigte sich bestürzt: „Das bestätigt nur, wie gefährlich die Situation in der Ukraine die ganze Zeit über ist“, sagte er.

„Unsere Gedanken sind bei den Bewohnern Browarys und unseren Freunden und Partnern“ des ukrainischen Innenministeriums, teilte die US-Botschafterin in der Ukraine, Bridget A. Brink, mit. „Denys war ein wahrer Freund des Vereinigten Königreichs. Wir werden die Ukraine unterstützen, wo wir nur können“, schrieb der britische Außenminister James Cleverly auf Twitter.