KSE: Österreichische Firmen weiter stark in Russland vertreten

Fast ein Jahr nach Beginn der russischen Ukraine-Invasion sind laut Recherchen der Kyiv School of Economics (KSE) zwei Drittel der zuvor bereits präsenten Unternehmen aus Österreich weiterhin in Russland aktiv.

Von 64 genannten Firmen haben seit dem 24. Februar lediglich drei den russischen Markt verlassen, neun hätten einen Ausstieg ankündigt, 42 wollten bleiben. Heimische Betriebe sind Russland gegenüber somit deutlich loyaler als Unternehmen aus anderen Ländern.

Österreich über Durchschnitt

Hintergrund der ukrainischen Recherchen ist eine Studie zu freiwilligen „Selbstsanktionen“ westlicher Unternehmen, die von Fachleuten als relevanter Faktor für die künftigen wirtschaftlichen Perspektiven Russlands gesehen werden.

In einer auf offenen Quellen basierenden Datenbank der Universität in Kiew wurden 3.078 internationale Firmen mit russischen Aktivitäten erfasst, von denen fünf Prozent Russland in den vergangenen Monaten verlassen haben und 38 Prozent das tun wollen.

Im kriegsführenden Staat bleiben wollen nach Einschätzung der ukrainischen Experten derzeit 39 Prozent aller untersuchten internationalen Unternehmen. Bei Firmen aus Österreich trifft das auf 65,6 Prozent zu.

WKO-Veranstaltung in Moskau abgesagt

Dass Unternehmen aus Österreich weiterhin in Russland präsent bleiben, illustriert auch eine zunächst geplante Veranstaltung in Russland, der nach öffentlicher Kritik abgesagt wurde.

Das an der österreichischen Botschaft angesiedelte AußenwirtschaftsCenter der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) in Moskau hatte für den 27. Jänner „österreichische Firmen mit eigener Präsenz oder geschäftlichem Interesse sowie deren lokale Partnerunternehmen“ zu einer Langlaufveranstaltung ins Moskauer Umland eingeladen.

Raiffeisenbank aktiv

Russische Firmen aus der Energie- und Finanzbranche, deren Eigner im Zusammenhang mit „unfreundlichen Staaten“ stehen, dürfen seit Anfang August nur noch mit einer Entscheidung von Präsident Wladimir Putin ihre Eigentumsverhältnisse verändern.

Betroffen davon ist insbesondere die russische Raiffeisenbank, die laut der KSE-Datenbank mit mehr als 9.000 Personen unter den österreichischen Unternehmen in Russland über die größte Anzahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verfügt.