Lützerath: Polizei bestreitet „Inszenierung“ mit Thunberg

Polizisten halten Greta Thunberg im Zuge der Lützerath-Proteste fest, während Fotografen ihre Bilder machen – diese Szene hat in sozialen Netzwerken den Vorwurf einer „Inszenierung“ ausgelöst. Ein Sprecher der Polizei Aachen wies den Eindruck heute zurück.

Zu der Szene sei es gekommen, als Thunberg gestern zusammen mit anderen Klimaaktivisten unmittelbar an der Abbruchkante des rheinischen Braunkohlereviers demonstriert habe, was gefährlich und deshalb verboten sei. Alle Mitglieder der Gruppe seien daraufhin kurzzeitig in Gewahrsam genommen worden, um ihre Personalien festzustellen. Es habe sich nicht um eine Festnahme gehandelt, betonte der Sprecher.

Nicht mit Aktivistin „posiert“

In dieser Situation sei Thunberg von anwesenden Bildjournalisten fotografiert worden. Das zuzulassen sei ein Gebot der Pressefreiheit, sagte der Polizeisprecher. Die Polizisten hätten aber definitiv nicht mit der Aktivistin „posiert“. Als Thunberg an der Reihe gewesen sei, seien ihre Daten aufgenommen worden. Anschließend sei die Aktivistengruppe von der Tagebaukante weggebracht und dann „aus der polizeilichen Maßnahme entlassen worden“. Alle Aktivisten seien gleich behandelt worden.

Al Gore unterstützt Thunbergs Protest

Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore hält den Protest Thunbergs in Lützerath für richtig. „Ich unterstütze ihre Bemühungen, ein Kohlebergwerk in Deutschland zu stoppen“, sagte Gore auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.

Es gebe eine Kluft zwischen denjenigen, die alt genug seien, um in Machtpositionen zu sitzen, und den jungen Menschen dieser Welt. Die Klimakrise verschlimmere sich schneller, als die Welt sie bewältigen könne, und es müsse endlich gehandelt werden.

3.700 Polizisten in Lützerath eingesetzt

Bei der Räumung sind bis zu 3.700 Polizistinnen und Polizisten gleichzeitig im Einsatz gewesen. Das geht aus einem Bericht des Innenministeriums des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen (NRW) an den Landtag hervor.

Am Freitag seien die meisten Beamten im Einsatz gewesen. Am Samstag, als es am Rande der Demonstration gegen die Räumung zu Ausschreitungen kam, seien es 3.300 Kräfte gewesen.

Schon im Vorfeld der Räumung seien brennende Barrikaden errichtet worden. In Richtung der Polizisten und RWE-Mitarbeiter seien Pyrotechnik, Farbbeutel und Steine geworfen worden. 372 Menschen hätten Lützerath schließlich freiwillig verlassen, 159 hätten von der Polizei weggebracht werden müssen.

180 Anzeigen

Bei der Demonstration am Samstag hätten mehrere tausend Demonstrierende die genehmigte Demonstrationsroute verlassen und sich auf Lützerath zubewegt. Die Versuche, die Polizeiketten nach Lützerath zu durchbrechen, seien mit Schlagstock- und Wasserwerfereinsatz verhindert worden. Dabei seien die Wasserwerfer nur mit der „Regen“-Funktion eingesetzt worden, gezielt Wasserstöße auf Störer habe es nicht gegeben.

Die nordrhein-westfälische Polizei sei von Kräften aus fast allen Bundesländern und des Bundes unterstützt worden. Die statistische Erfassung von Strafanzeigen, Gewahrsamnahmen und vorläufigen Festnahmen dauere noch an. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte am Montag von 180 Strafanzeigen berichtet.