UNO registrierte 2020 weniger Opfer von Menschenhandel

Erstmals seit 20 Jahren sind die registrierten Fälle beim Delikt Menschenhandel im Jahr 2020 wieder zurückgegangen, elf Prozent weniger als 2019. Basis sind registrierte Opfer pro 100.000 Einwohner.

Die Ursache für diese Entwicklung ist nicht nur auf die Coronavirus-Pandemie zurückzuführen, die vor drei Jahren ihren Anfang genommen hat. Wie aus dem neuen UNO-Bericht hervorgeht, sind auch fehlende Mittel für die Bekämpfung der kriminellen Akteure mit ein Grund.

Einerseits würden manche Behörden zunehmend versagen, die Opfer von Menschenhandel auszuforschen – 2020 wurden von den UNO-Mitgliedsstaaten 46.850 Betroffene gemeldet –, andererseits gingen die Verurteilungen global „seit 2017 zurück und sanken – durch die Pandemie noch einmal beschleunigt – um alarmierende 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr“, erläuterte Exekutivdirektorin Ghada Waly im Vorwort des „Global Report on Trafficking in Persons“ des in Wien ansässigen UNO-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC).

In den beiden Regionen Südasien und Zentralamerika inklusive Karibik überschritt der Rückgang der Verurteilungen sogar die 50-Prozent-Marke. Als dritter Faktor für die Trendwende wurde die Teilverlagerung der kriminellen Machenschaften in weniger leicht zu entdeckende Regionen genannt.

Im globalen Vergleich ergibt sich, dass der Rückgang an registrierten Opfern vor allem in den ärmeren Regionen auszumachen war, so gingen sie etwa in Zentralamerika stärker als in Südamerika zurück, stiegen aber in Nordamerika und Europa entgegen dem Gesamttrend.

CoV auch ein Grund für Rückgang

Die Einschränkungen aufgrund der Pandemie könnten zumindest vorübergehend einige Formen des Menschenhandels deutlich reduziert haben, insbesondere wenn dieser grenzüberschreitend oder zum Zweck der sexuellen Ausbeutung erfolgte. Bei letztgenanntem Tatmotiv betrug der Rückgang an registrierten Betroffenen 24 Prozent gegenüber 2019.

Bei Zwangsarbeit als Motiv war der Rückgang hingegen minimal, womit die Zahl der jeweils Betroffenen erstmals seit der Datenerhebung im Jahr 2003 fast gleich hoch ist. Die beiden Formen machen jeweils fast 39 Prozent aus, bei etwa zehn weiteren Prozent wurden Mischformen der Ausbeutung zugerechnet, bei weiteren zehn Prozent war das Motiv, die Opfer zu kriminellen Tätigkeiten zu nötigen, alle restlichen Motive wie etwa Zwangsheirat und Adoption lagen 2020 unter einem Prozent.

Insgesamt wurden laut UNODC-Daten im Zeitraum von 2003 bis 2021 weltweit 450.000 Opfer und 300.000 mutmaßliche Täter beim Delikt Menschenhandel registriert. Es ist mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen – Schätzungen gehen davon aus, dass pro identifiziertes Opfer drei unentdeckt bleiben.

Diese Schätzung wird durch den Anteil von 44 Prozent (Zeitraum 2012 bis 2022) der registrierten Opfer gestützt, denen die Flucht selbst gelungen war, nur 28 Prozent der bekannten Fälle wurden durch Polizei oder Grenzbehörden aufgedeckt.