Sizilien demonstriert gegen die Mafia

Nach der Festnahme der Nummer eins der Mafia, Matteo Messina Denaro, macht Sizilien gegen das organisierte Verbrechen mobil. So ist morgen Abend eine Anti-Mafia-Demonstration in der westsizilianischen Kleinstadt Campobello di Mazara geplant, in der der Boss seine letzten Monate auf der Flucht verbracht hatte. „Sizilien gehört uns und nicht der Cosa Nostra“, lautet das Motto des Protests.

Treffpunkt für die Demonstranten ist der Eingang des Hauses, in dem sich Messina Denaros letztes Versteck befand. „Wir wollen ein starkes und eindeutiges Zeichen gegen das Verbrechen setzen und der Polizei, die mit der Festnahme von Messina Denaro unsere Gemeinde endlich von diesem schrecklichen Übel befreit hat, unseren herzlichen Dank aussprechen“, so der Bürgermeister von Campobello di Mazara, Giuseppe Castiglione. Mehrere Bürgermeister sizilianischer Gemeinden wollen sich an der Demonstration beteiligen.

Komplize Denaros festgenommen

Inzwischen laufen die Ermittlungen um den 60-jährigen Boss auf Hochtouren. So wurde gestern Andrea Bonafede, ein Schulfreund des Beschuldigten, festgenommen. Er soll Messina Denaro seine „Identität geliehen“ haben. Damit konnte sich der „Capo“ medizinischen Untersuchungen in der Privatklinik in Palermo unterziehen, in der er vergangene Woche festgenommen wurde.

Der Mutter Bonafedes gehörte eines der drei Verstecke Messina Denaros, die die Ermittler ihren Angaben nach bisher ausfindig gemacht haben. Darin wurden Dokumente und Rechnungen gefunden, aus denen hervorgehe, dass der „Boss der Bosse“ ein kostspieliges Leben geführt hatte. So hatte Messina Denaro laut ersten Schätzungen der Polizei durchschnittliche monatliche Ausgaben in Höhe von 10.000 Euro.

Biografie von Putin und Hitler entdeckt

An der Wand der Wohnung, in der der Boss seine letzten Monate im Untergrund verbrachte, hing ein Poster von Marlon Brando als Hauptdarsteller des Kinofilms über die Mafia „Der Pate“. Messina Denaro sammelte auch Deko-Magnete mit dem Gesicht Brandos als Vito Corleone in den weltbekannten Filmen. Der wahre Pate spiegelte sich also im fiktiven, analysierten italienische Medien.

Entdeckt wurden mehrere Bücher, darunter Biografien von Hitler und Putin. Die Polizei fand auch Notizbüchlein, eine Buchhaltung der kleinen Ausgaben samt Kassenzetteln sowie eine Liste mit Namen und Nummern.

Der 60-jährige Messina Denaro gilt als letzter großer Boss der Cosa Nostra, aber auch als Bindeglied zur kalabrischen ’Ndrangheta im Kokaingeschäft. Die Ermittler hoffen, dass er zum Kronzeugen wird, um sich die schweren Haftbedingungen zu ersparen, die für prominente Mafiosi vorgesehen sind.

Er gilt als schwer krank und soll sich auch in dem Hochsicherheitsgefängnis der Abruzzen-Stadt L’Aquila, in dem er seit über einer Woche inhaftiert ist, einer Chemotherapie unterziehen.