Korruptionsvorwurf: Neue Entlassung in ukrainischem Militär

Wegen des Skandals um den Kauf überteuerter Lebensmittel für Soldaten muss nach offiziellen Angaben ein weiterer ranghoher Beamter des ukrainischen Verteidigungsministeriums gehen.

„Entlassen wurde der Direktor der Einkaufsabteilung im Verteidigungsministerium (Bohdan) Chmelnyzkyj“, teilte die Chefin des Ausschusses für Korruptionsbekämpfung im ukrainischen Parlament, Anastassija Radina, in der Nacht auf heute auf Facebook mit. Zuvor war schon Vizeverteidigungsminister Wjatscheslaw Schapowalow wegen der Affäre zurückgetreten.

Reaktion auf Medienberichte

Am Wochenende hatten Medienberichte in der Ukraine für Aufsehen gesorgt, wonach das Verteidigungsministerium Lebensmittel für die Verpflegung seiner Soldaten zu Preisen ankaufe, die bis zu dreimal höher seien als die Einzelhandelspreise im Geschäft.

Minister Olexij Resnikow, der am Montag die Medienberichte noch zurückgewiesen hatte, hat laut Radina vor dem Parlament keine juristischen Ansprüche gegen die Zeitung geltend gemacht, sondern von „Fehlern“ in einigen Verträgen berichtet, die nun überprüft und korrigiert würden.

Generalstaatsanwalt entlässt fünf Gebietsleiter

Eine Entlassungswelle gab es heute auch in der Anklagebehörde: Generalstaatsanwalt Andrij Kostin kündigte fünf Gebietsleiter der Staatsanwaltschaft. Die Entlassungen seien „auf eigenen Wunsch“ erfolgt, teilte die Behörde mit. Konkrete Gründe wurden nicht genannt.

Gestern hatte es in der ukrainischen Führung eine Reihe von Entlassungen gegeben. Hintergrund sollen mehrere Bestechungs- und Korruptionsfälle sein, die auch andere Ministerien und Behörden betreffen.

Beobachter: Befreiungsschlag von Selenskyj

Experten sehen in der Massenentlassung auch einen Befreiungsschlag von Staatschef Wolodymyr Selenskyj, der sich ein Jahr vor der Präsidentenwahl nicht mit dem Image eines korrupten Politikers beflecken will. Zudem müsse er ansonsten um die Fortsetzung der kriegswichtigen westlichen Hilfen fürchten, heißt es.