Brasilien: Genozidverdacht nach Tod von Indigenen

In Brasilien hat die Polizei nach dem Tod von etwa hundert Kindern im Indigenenschutzgebiet der Yanomami Ermittlungen wegen des Verdachts auf Völkermord eingeleitet.

„Wir glauben, dass es sehr klare Hinweise darauf gibt, dass dieser indigenen Bevölkerung Nahrungs- und Sanitärhilfe verweigert wurde“, sagte Justizminister Flavio Dino gestern (Ortszeit) im Fernsehen. Die Ermittlungen richteten sich unter anderem gegen für das Gebiet zuständige Beamte.

Weitere schwere Vorwürfe

Dabei geht es auch um Vorwürfe, Umweltverbrechen begangen und öffentliche Mittel veruntreut zu haben. Die Regierung des neuen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva entließ zudem 43 Militärangehörige aus der für Ureinwohner zuständigen Behörde FUNAI. Sie waren unter der Regierung des früheren ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro ernannt worden und werden beschuldigt, die Rechte der Indigenen nicht geschützt zu haben.

Zuvor hatte eine offizielle Untersuchung ergeben, dass in dem Schutzgebiet der Yanomami im vergangenen Jahr 99 Kinder unter fünf Jahren an Unterernährung, Lungenentzündung, Malaria oder anderen Infektionskrankheiten starben. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums waren darunter 67 Kinder unter einem Jahr.

Auf dem Yanomami-Territorium leben rund 30.400 Menschen. Das Gebiet erstreckt sich über die Bundesstaaten Roraima und Amazonas sowie Teile des benachbarten Venezuela. Aufgrund der Zerstörung des Regenwaldes haben sie zunehmend Schwierigkeiten, sich zu ernähren.

Von illegalen Goldgräbern angegriffen

Zudem werden sie von illegalen Goldgräbern in der Region bedrängt und angegriffen. Die Goldgräber sollen nach Angaben der Yanomami Einheimische getötet, Frauen und Jugendliche sexuell missbraucht und Flüsse mit Quecksilber verseucht haben.

Präsident Lula hatte am Samstag Boa Vista im nördlichen Bundesstaat Roraima besucht, wo sich ein Teil des Yanomami-Territoriums befindet. „Was ich gesehen habe, hat mich erschüttert“, sagte er und sprach von „unmenschlichen“ Szenen.