MSF: EU hat 100 Mio. unverbrauchte Impfdosen

Über 100 Millionen Covid-19-Impfstoffdosen lagern laut unbestätigten Schätzungen der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) ungebraucht in EU-Ländern. In Österreich stehen derzeit laut Gesundheitsministerium rund 19 Mio. Dosen zur Verfügung. Man erwartet 2023 im Rahmen der gemeinsamen Beschaffung die Lieferung von weiteren 12,4 Mio. Impfdosen, vorwiegend mRNA-Vakzine, hieß es auf APA-Anfrage heute.

Die Kosten dafür unterliegen der in den Verträgen mit der EU festgelegten Verschwiegenheitspflicht. Die Frage nach der Haltbarkeit der vorhandenen Dosen ist laut Gesundheitsministerium „schwer zu beantworten“ – Impfstoffe laufen einerseits laufend ab, andererseits führen die Hersteller auch Evaluierungen durch, die zu einer Verlängerung des Ablaufdatums führen könnten. Eine Anfrage an die EU-Kommission bezüglich der in der gesamten Europäischen Union vorhandenen Coronavirus-Impfstoffbestände blieb bisweilen unbeantwortet.

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hatte bereits vergangene Woche von der EU eine Neuverhandlung der Verträge gefordert. „Viele Hersteller haben mit den Coronavirus-Impfstoffen Milliardengewinne geschrieben. Wir brauchen mehr Flexibilität bei den Lieferungen und bei der Weitergabe von Impfstoffen.“ 9,2 Mio. Dosen Covid-19-Impfstoffe habe Österreich bisher an Drittstaaten gespendet, fünf Mio. davon allein im vergangenen Jahr.

Milliardenschwere Geschäfte

Während der Pandemie hatte die EU-Kommission im Namen der Mitgliedsstaaten Verträge über Hunderte Millionen Dosen Impfstoff verhandelt und abgeschlossen. Das Vorgehen stand immer wieder in der Kritik, weil die Verträge nur teilweise öffentlich gemacht worden waren oder weil es Verzögerungen bei der Lieferung des Impfstoffs gab.

Die milliardenschweren Geschäfte gerieten auch ins Visier der Europäischen Staatsanwaltschaft, wie diese Mitte Oktober 2022 bestätigte, ohne Details zu den Ermittlungen bekannt zu geben.