Wolfgangsee
ORF.at/Georg Hummer
Nachholbedarf

Viel Lust auf Urlaub für weniger Geld

Nach Jahren der Pandemie ist weitgehend Normalität in Österreichs Tourismus zurückgekehrt. Coronavirus und Ukraine-Krieg spielen kaum noch eine Rolle beim Urlaubsverhalten, sehr wohl aber Inflation und Preissteigerungen. Buchungen werden vermehrt kurzfristig vorgenommen und in die Nebensaison verlegt, bei Unterkünften wird die billigere Alternative gewählt.

In einer Erhebung des Linzer Marktforschungsinstituts Market im Auftrag der Wirtschaftskammer (WKO) Ende letzten Jahres gaben fast 80 Prozent der Befragten an, dass heuer wieder ein normales Urlaubsgefühl aufkommen könne. Vor einem Jahr, mitten in der Pandemie, war nur ein Drittel der Befragten dieser Meinung, vor zwei Jahren war es gut ein Fünftel (22 Prozent).

Allerdings haben Inflation und Preissteigerungen dazu geführt, dass „die Menschen genauer darauf achten, wann und wie sie verreisen“. „Für die Menschen ist Reisen ein zentrales Bedürfnis, auch in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld“, sagte die Geschäftsführerin der Österreich Werbung (ÖW), Lisa Weddig. Doch die Kosten spielten zunehmend eine Rolle. Die Konkretisierung der Reisepläne für den Winter und den Sommer nimmt laut ÖW ab.

Zögern beim Buchen

Derzeit wissen viele potenzielle Gäste noch nicht, wohin die Reise gehen soll, wie aus einer ÖW-Umfrage hervorgeht, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. In den drei für den heimischen Tourismus wichtigsten Herkunftsländern Österreich, Deutschland und Niederlande seien „hauptsächlich die steigenden Preise und die persönliche finanzielle Situation“ der Grund für die Zögerlichkeit.

Die CoV-Pandemie und der Ukraine-Krieg spielten beim Abwarten betreffend die kommende Reisebuchung nur noch eine untergeordnete Rolle, teilte die ÖW unter Verweis auf die Umfrage mit. Die „Reiseabsichten 2023“ wurden im Dezember 2022 erhoben – in Österreich wurden 1.194 Personen befragt, in Deutschland 1.009 und in den Niederlanden 1.134.

Wie gespart wird

Gespart wird in verschiedenster Form. „Die Menschen buchen vermehrt in der günstigeren Nebensaison, wählen eine preisgünstigere Unterkunft und treffen die Entscheidung für die Wahl des Urlaubsortes bewusster“, sagte Weddig. Gleichzeitig hätten die Urlauber und Urlauberinnen Verständnis dafür, dass auch die Tourismusbetriebe sparen müssen. Diese können die gestiegenen Kosten für Energie, Lebensmittel und Dienstleistungen im Allgemeinen nicht eins zu eins an die – preisbewussten – Gäste überwälzen.

Für die Mehrheit der Befragten „akzeptabel“ beziehungsweise „gerade noch akzeptabel“ seien ein zeitlich eingeschränkter Restaurantbetrieb, eine Erhöhung des Zimmerpreises um zehn Prozent und eine Beschränkung der Öffnung des Wellnessbereichs auf zwei Stunden am Abend. Hingegen würde nur ein kleiner Teil eine Erhöhung des Zimmerpreises um 20 Prozent beziehungsweise eine vollständige Schließung des Wellnessbereichs hinnehmen.

BErghütte am Untersberg
ORF.at/Christian Öser
Nach den Pandemiejahren herrscht Nachholbedarf beim Urlauben

Starker Urlaubswunsch trifft auf viele Betten

„Es gibt diese Teuerung und die Notwendigkeit zu sparen, aber der Wunsch in der Bevölkerung nach Urlaub ist so stark wie noch nie“, hielt jüngst auch Market-Vorstand David Pfarrhofer fest. Der Obmann des WKO-Fachverbands Hotellerie, Johann Spreitzhofer, geht konform. Allerdings würden 70 Prozent der Betriebe angeben, dass die Kurzfristigkeit der Buchungen weiter zunehme. „Die Gäste sind auch preissensibler geworden, darauf muss man eingehen“, sagte Spreitzhofer. 50 Prozent der Betriebe würden zudem angeben, „dass sie bei den Stornobedingungen großzügiger sein müssen“.

Genügend Auswahl finden Österreich-Urlaubende jedenfalls vor: Die Zahl der Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen hat sich im abgelaufenen Tourismusjahr (November 2021 bis Oktober 2022) gegenüber 2020/21 um zwei Prozent auf 68.800 Betriebe erhöht, die Zahl der zur Verfügung gestellten Betten um 1,7 Prozent auf 1,16 Millionen, gab die Statistik Austria vorige Woche bekannt. Das sei mehr als das Vorkrisenniveau – mehr dazu in oesterreich.ORF.at.