Schoah-Überlebende: Alle NS-Opfer verdienen Anerkennung

Die Holocaust-Überlebende Rozette Kats hat dazu aufgerufen, alle Opfergruppen des Nationalsozialismus gleichermaßen anzuerkennen. „Jeder Mensch, der damals verfolgt wurde, verdient achtungsvolle Erinnerung“, sagte die 80 Jahre alte Niederländerin heute bei einer Gedenkstunde des deutschen Bundestags für die Opfer des Nationalsozialismus.

Verfolgung Homosexueller im Zentrum des Gedenkens

In ihrer emotionalen Rede bezog sich Kats unter anderem auf Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität von den Nationalsozialisten verfolgt wurden und im Mittelpunkt der Gedenkfeier standen. Unter anderem Homosexuelle wurden von den Nazis verfolgt nach Gesetzen, die noch Jahrzehnte auch in der Bundesrepublik galten.

Kats zufolge war es bei vergangenen Gedenkveranstaltungen jedoch teilweise unerwünscht, an homosexuelle Opfer zu erinnern. Sie halte das für falsch. „Wenn bestimmte Opfergruppen gar als weniger wertvoll als andere angesehen werden, dann bedeutet das am Ende nur eins – dass die nationalsozialistische Ideologie weiterlebt und leider bis heute weiterwirkt“, mahnte die sichtlich bewegte 80-Jährige.

Unter falscher Identität überlebt

Kats wurde 1942 in einer jüdischen Familie geboren und überlebte den Holocaust bei einem Ehepaar in Amsterdam, bei dem sie unter falscher Identität aufwuchs. Ihre leibliche Familie wurde in Auschwitz ermordet. Auch wenn sie selbst keiner sexuellen Minderheit angehöre, kenne sie das Gefühl, sich verstecken und anpassen zu müssen, um nicht anzuecken, sagte die Niederländerin. Aus Angst habe sie ihre jüdische Identität ihr halbes Leben lang versteckt gehalten. „Unbewusst habe ich damals beschlossen: Wenn ich mich nur gut anpasse und nicht weiterfrage, wird mir schon nichts geschehen.“

Allein in Auschwitz im von der Wehrmacht besetzten Polen ermordete die SS mindestens 1,1 Millionen Menschen, zumeist Juden. In ganz Europa fielen dem Holocaust rund sechs Millionen Jüdinnen und Juden zum Opfer.