Mexiko-Stadt: Marode U-Bahn setzt Bürgermeisterin unter Druck

Die technischen Zwischenfälle in der U-Bahn von Mexiko-Stadt nehmen kein Ende – und setzen Bürgermeisterin Claudia Sheinbaum zunehmend unter Druck. Erst am Montag mussten laut mexikanischen Behörden mehrere Menschen wegen Rauchgasvergiftung behandelt werden, nachdem offenbar ein Kurzschluss Rauchschwaden verursacht hatte.

Der Vorfall fügt sich in eine Reihe von Pannen ein, die bereits mehr als zwei Dutzend Menschen das Leben gekostet haben. Anfang des Monats stießen zwei Züge auf der U-Bahn-Linie 3 zusammen, wobei eine Person getötet und 57 verletzt wurden. Zuvor hatte es bereits mindestens ein Dutzend Brände, Überschwemmungen und Zugsentgleisungen in dem Verkehrsnetz gegeben, berichtete der britische „Guardian“.

Die fehleranfällige Infrastruktur gefährdet nicht nur täglich das Leben von Millionen Passagierinnen und Passagieren, sondern könnte nun auch die Ambitionen der Bürgermeisterin, 2024 als Präsidentin zu kandidieren, beeinflussen. Denn da Sheinbaum derzeit in Umfragen vor Konkurrenten der regierenden Morena-Partei liegt, sei das ursprünglich lokale Infrastrukturthema auch als nationales politisches Thema zu verstehen – wobei die U-Bahn möglicherweise das Erbe der Bürgermeisterin untergrabe, so der „Guardian“.

Kritiker werfen Sheinbaum mangelnde Wartung vor

Regierungskritiker führen die Unfälle auf mangelnde Wartung und Unterfinanzierung des gut 200 Kilometer langen Metronetzes zurück. „Es gab viele Informationen, die nicht der Wahrheit entsprechen, dass das Budget gekürzt wurde“, sagte Sheinbaum kürzlich auf einer Pressekonferenz. Tatsächlich sei das Budget der U-Bahn von etwa 775 Millionen Dollar im Jahr 2018 auf fast eine Milliarde Dollar in diesem Jahr gestiegen.

Eine aktuelle Analyse von Mexico Evalua kam jedoch zu dem Schluss, dass die staatlichen Ausgaben für die U-Bahn 2022 im Vergleich zum selben Zeitraum 2021 um 13 Prozent gesunken sind. Die Ausgaben für die Instandhaltung gingen laut der Studie um sieben Prozent zurück.

Zuletzt hatte Sheinbaum Staatschef Andres Manuel Lopez Obrador um den Einsatz der Nationalgarde gebeten, um das Schienennetz und die Haltestellen der U-Bahn zu überwachen. Diese Woche schlug zudem ein Morena-Kongressabgeordneter einen Gesetzesentwurf vor, der Vorfälle in der U-Bahn als nationale Sicherheitsbedrohung einstufen würde.