Eisenerzabbau in Westaustralien in Port Hedland in der Region Pilbara
Reuters/David Gray
Australien

Schwierige Suche nach radioaktiver Kapsel

Wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen gestaltet sich die Suche nach einer wenige Millimeter großen radioaktiven Kapsel in Westaustralien entlang einer 1.400 Kilometer langen Strecke. Es dauerte mehrere Wochen, bis der Verlust bemerkt wurde, wie australische Behörden am Samstag einräumten.

Das Bergbauunternehmen Rio Tinto bestätigte, dass die sechs mal acht Millimeter große Kapsel aus einer seiner Minen stammt. Sie verließ den Angaben zufolge das Bergwerk in einem Lkw am 10. Jänner, erst 15 Tage später wurde sie als vermisst gemeldet.

Gesucht wird nun entlang der 1.400 Kilometer langen Transportstrecke zwischen einer Mine nördlich der Bergbaustadt Newman und einem Strahlenschutzunternehmen in Malaga, einem Vorort der Metropole Perth. Radioaktive Kapseln werden im Bergbau verwendet. In der Region von Newman, wo der Transport begann, wird vor allem Eisenerz abgebaut.

Eisenerzabbau in Westaustralien in Port Hedland in der Region Pilbara
Reuters/David Gray
Das Bergbauunternehmen Rio Tinto bestätigte, dass die Kapsel aus einer seiner Minen stammt

Suche an „strategischen Orten“

Die Behörden suchen vor allem an „strategischen Orten“ entlang der Transportroute des Fahrzeuges in der Nähe von bevölkerungsreichen Gebieten, teilte Darryl Ray vom westaustralischen Ministerium für Feuerwehr und Notfalldienste am Samstag bei einer Pressekonferenz mit. Strahlungsmessgeräte sollen helfen, die Kapsel zu lokalisieren. Ray: „Wir versuchen nicht, ein winzig kleines Gerät mit bloßem Auge zu finden.“

Zudem sei innerhalb des Commonwealth Spezialausrüstung angefordert worden. Gesucht werde ein mobiles Strahlungsdetektionsgerät, das in ein Auto eingebaut werden könne, berichtete der „Guardian“. Mit den GPS-Daten des Transportunternehmens wurde die genaue Route mit allen Stopps ermittelt. Allerdings muss das nicht unbedingt bedeuten, dass die Kapsel auf dieser Route zu finden ist. „Sie könnte weiter in den Busch hinausgeschleudert worden sein, es könnte von einem Reifenrad aufgenommen und in eine andere Richtung getragen worden sein“, gibt Ray zu bedenken.

Fahrzeughalter, die auf dem Great Northern Highway unterwegs waren, wurden nach Angaben des Senders ABC aufgefordert, ihre Reifen zu prüfen. Möglicherweise habe sich die Kapsel dort festgesetzt. An der Suche beteiligten sich die Feuerwehr, die Polizei von Western Australia, das Gesundheitsministerium und Experten.

Schutzvorrichtung beschädigt

Nach einer sechstägigen Reise erreichte das Fahrzeug, das die Kapsel transportieren sollte, am 16. Jänner die Strahlenschutzfirma in Malaga. Dort sei das Paket erst am 25. Jänner geöffnet worden, erklärte Ray. Dabei sei festgestellt worden, dass es auseinandergefallen und während des Transports beschädigt worden war und die Kapsel selbst fehlte.

Nach Angaben von Rio Tinto wurde ein Experte damit beauftragt, die Kapsel zu verpacken und sicher zum Depot zu transportieren. Erst am 25. Jänner sei Rio Tinto von einem Auftragnehmer über die verschwundene Kapsel informiert worden, hieß es vonseiten des Bergbaukonzerns.

Andrew Robertson, Gesundheitsbeauftragter der Region
Reuters
Der Gesundheitsbeauftragte der Region, Robertson, warnte vor Gesundheitsrisiken

Der Gesundheitsbeauftragte der Region, Andrew Robertson, bezeichnete es als „ungewöhnlich“, dass sich ein Messgerät wie dieses löst: „Diese Messgeräte sind so konstruiert, dass sie robust sind und in industriellen Umgebungen eingesetzt werden, wo sie Witterungseinflüssen und Vibrationen ausgesetzt sein können.“ An der Schutzvorrichtung hätten nun die Schrauben gefehlt, als die Kapsel als vermisst gemeldet wurde.

Gesundheitswarnung wegen Radioaktivität

Robertson sprach eine dringende Gesundheitswarnung aus. Wer etwas entdecke, das wie eine winzige Kapsel aussehe, solle mindestens fünf Meter Abstand halten. Die Kapsel sende „eine ordentliche Menge Strahlung“ aus, betonte Robertson.

Im Umkreis von einem Meter sei diese in etwa so hoch wie zehn Röntgenbestrahlungen innerhalb einer Stunde – oder die Menge an natürlicher Strahlung, der ein Mensch über ein ganzes Jahr ausgesetzt sei. „Sie emittiert sowohl Beta- als auch Gammastrahlen. Wenn Sie ihr nahe kommen, können Sie Hautschäden einschließlich Hautverbrennungen erleiden“, sagte Robertson.