Zwei schwedische Imame und zwölf weitere schiitische Funktionäre sind nach Menschenhandelsvorwürfen von ihren Aufgaben entbunden worden. Die Maßnahme traf die Dachorganisation der schiitischen Gemeinden Schwedens (ISS) heute, nachdem ein Fernsehbericht im vergangenen Jahr aufgedeckt hatte, dass die Geistlichen käuflichen Sex als zeitlich begrenzte „Vergnügungsehen“ gesegnet und dafür auch Geld bekommen hatten.
Wie das schwedische Fernsehen SVT heute berichtete, wurden die in dem Bericht genannten Verantwortlichen suspendiert und finanzielle Mittel für die betroffenen Gemeinden, die über ganz Schweden verteilt sind, eingefroren. Die Maßnahmen der schiitischen Dachorganisation sind das Ergebnis einer mehrmonatigen internen Untersuchung der Vorfälle.
„Einzelfälle“
Der Vorsitzende der Dachorganisation, Haider Ibrahim, betonte gegenüber SVT, es habe sich um „Einzelfälle“ gehandelt und nicht um systematischen Handel mit Sex. Die schwedische Behörde für die Unterstützung von Glaubensgemeinschaften zeigte sich mit dem Ergebnis der internen Untersuchung zufrieden und sah keinen Grund, die staatlichen Subventionen für die schwedischen Schiiten infrage zu stellen.
Die Mut’a-Ehe (Vergnügungs- oder Zeitehe) ist eine von der islamischen Gruppierung der Zwölferschiiten als zulässig angesehene, auch für kurze Zeiträume mögliche Ehe auf Zeit. Im übrigen Islam ist diese Variante der Ehe nicht erlaubt.
Das schwedische Verhältnis zum Islam steht derzeit wegen des geplanten NATO-Beitritts Schwedens und der Blockadehaltung der Türkei im Rampenlicht. Zuletzt hatten Koranverbrennungen, die nach schwedischem Recht im Rahmen der freien Meinungsäußerung stattfanden, einen weiteren Rückschlag in den türkisch-schwedischen Beziehungen hervorgerufen.