Grüner Komet mit der Bezeichnung Comet C/2022 E3 (ZTF)
Reuters/Dan Bartlett
Leuchtend grün

„Neandertaler-Komet“ sagt Erde Hallo

Das letzte Mal ist er vor 50.000 Jahren der Erde nahe gekommen – zu einer Zeit, als in unseren Breiten die Neandertaler lebten. Jetzt schaut C/2022 E3 (ZTF) – so der wissenschaftliche Name des Kometen – wieder auf ein Rendezvous vorbei. In der Nacht auf Mittwoch erreichte er seinen erdnächsten Punkt. Bereits seit Tagen ist der grün leuchtende Himmelskörper sogar mit freiem Auge zu sehen.

Haben Neandertaler in den Nachthimmel geschaut? Eine Antwort darauf fällt bestenfalls in den Bereich der anthropologischen Vermutung. Doch wenn dem so war, dann hätte ihn vielleicht auch mancher Urmensch gesehen: jenen Kometen, der dieser Tage nach rund 50.000 Jahren der Erde wieder Hallo sagt – und dabei sogar ohne Fernrohr zu sehen ist; vorausgesetzt, es ist dunkel genug, und keine Wolken versperren die Sicht.

Wer Komet C/2022 E3 (ZTF) beobachten möchte, sollte sich also einen Ort mit möglichst wenig Hintergrundbeleuchtung suchen – und dann seinen Blick Richtung Nordhimmel richten. Zwischen Kleinem und Großem Bären sollte dann ein schwaches grünes Schimmern zu sehen sein – der Komet mit seiner Gashülle. Diese ist für das Leuchten und damit die Sichtbarkeit verantwortlich.

Grüner Komet nur alle 50.000 Jahre

Ein spezieller grüner Komet nähert sich seit einigen Wochen der Erde und zieht an ihr vorbei. Ein Ereignis, das nur alle 50.000 Jahre passiert.

Weil sie im Falle von C/2022 E3 (ZTF) besonders hell leuchtet, kann man diesen derzeit eben vergleichsweise gut sehen; obwohl der Komet selbst auf seinem erdnächsten Punkt noch immer mehr als 42 Millionen Kilometer von uns entfernt ist – das ist etwas mehr als ein Viertel des Abstands von Sonne und Erde.

Molekül sorgt für grünes Leuchten

Der Komet selbst ist nur einen bis wenige Kilometer groß. Doch die ihn umgebende Hülle aus Gas und Staub misst ein Zehntausendfaches. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nennen diese Wolke Koma. Sie entsteht, wenn der Kometenkern durch die Sonne erwärmt wird – und an der Oberfläche zu verdampfen beginnt.

Die Teilchenhülle dehnt sich aus und beginnt durch die Sonnenstrahlung zu leuchten. Weil ein Teil der Teilchen durch die Sonne (zum einen durch ihren Strahlungsdruck, zum anderen durch Sonnenwinde) weggeblasen wird, entsteht überdies der für Kometen so typische Schweif.

Grüner Komet mit der Bezeichnung Comet C/2022 E3 (ZTF)
Reuters/Dan Bartlett
Solch beeindruckende Aufnahmen entstehen nur mit Langzeitbelichtung

Im Fall von Komet C/2022 E3 (ZTF) leuchtet die Koma in einem bläulichen Grün. Die wissenschaftliche Erklärung dafür liegt in der chemischen Zusammensetzung des Kometen. So dürfte der Himmelskörper zweiatomigen Kohlenstoff (C2) enthalten. Wenn dieser verdampft, beginnt das Gas unter Einwirkung des UV-Lichts grün zu leuchten. Zugleich sorgt die Strahlung aber dafür, dass das C2-Molekül in kurzer Zeit in zwei Kohlenstoffatome aufgespalten wird. Das würde auch erklären, warum zwar die Koma grün, der Schweif aber weiß leuchtet.

Erst vor einem Jahr entdeckt

Zwar zieht C/2022 E3 (ZTF) schon seit vielen tausend Jahren seine Bahn in unserem Sonnensystem. Entdeckt wurde er aber erst vergangenes Jahr im März, an der Zwicky Transient Facility (ZTF) am Palomar Observatory in Kalifornien. Daraus ergibt sich auch sein sperriger Name. Wurden Kometen früher nach ihren Entdeckerinnen und Entdeckern benannt, bekommen sie inzwischen eine Codierung, die sich aus dem Zeitpunkt der Entdeckung und dem beteiligten Forschungsprogramm zusammensetzt.

In den vergangenen Monaten haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Flugbahn des Kometen errechnet. So wissen sie inzwischen, dass er für eine „Runde“ von den Rändern des Sonnensystems in dessen inneren Raum und zurück rund 50.000 Jahre benötigt. Ob der Komet nach seinem jetzigen Besuch in ferner Zukunft noch einmal an der Erde vorbeikommt, ist aber offen. Es könnte auch sein, dass sich seine elliptische Bahn öffnet – und er in die Tiefen des Alls entwischt.

Wer den Kometen noch selbst sehen will, sollte also auf jeden Fall die Chance nützen. Wenngleich in den kommenden Tagen der Mond (am 5. Februar ist Vollmond) Kometenschauern einen Strich durch die Rechnung machen könnte: In der zweiten Februar-Woche sollte die Sicht dann wieder weniger getrübt sein.