Experiment: Kanadische Provinz entkriminalisiert Drogen

Die kanadische Provinz British Columbia geht ein waghalsiges Experiment ein: Ab heute werden dort etliche Drogenarten für drei Jahre entkriminalisiert. Konsumentinnen und Konsumenten ab 18 Jahren dürfen nun bis zu 2,5 Gramm Opioide wie Heroin und Fentanyl sowie Kokain, Methamphetamin und MDMA bei sich zu führen, ohne Strafen zu befürchten.

Der Ansatz sei ein „monumentaler Wandel“ in der Drogenpolitik, so Carolyn Bennett, die Bundesministerin für psychische Gesundheit und Sucht. Der Versuch solle „vertrauensvolle und unterstützende Beziehungen“ fördern statt einer Kriminalisierung. „Durch diese Ausnahmeregelung werden wir in der Lage sein, das Stigma, die Angst und die Scham zu verringern, die Menschen, die Drogen konsumieren, dazu bringen, über ihren Konsum zu schweigen“, so Bennett auf einer Pressekonferenz in Vancouver. Obwohl es noch viel über die Auswirkungen der Entkriminalisierung zu lernen gebe, hoffe sie, dass sie letztlich Leben retten werde.

Kritiker skeptisch

Daten der Behörde B.C. Coroners Service zeigten zuletzt, dass etwa 32.000 Menschen an Überdosen gestorben sind, seit die Provinz 2016 den Gesundheitsnotstand ausgerufen hat. Der überwiegende Teil der Todesfälle war 2021 auf illegales Fentanyl zurückzuführen.

Im Zuge des Experiments sind elf Mio. US-Dollar (10,15 Mio. Euro) für Begleitmaßnahmen vorgesehen. Dazu zählen etwa „Drogenkonsum-Navigatoren“, durch die mehr Menschen in eine Behandlung gebracht werden sollen. Auch Schulungen für die Polizei wurden abgehalten.

British Columbia war in den vergangenen Jahren überproportional vom Drogenmissbrauch betroffen. Kritiker befürchten allerdings, dass die Schwelle für den Besitz illegaler Drogen zu niedrig sei. "Das ist nicht der richtige Weg, um das beträchtliche Problem der Überdosierungen anzugehen“, so etwa der konservative kanadische Abgeordnete Stephen Ellis.