Bachmut laut Moskau von russischen Truppen umzingelt

Russische Streitkräfte versuchen nach Angaben Moskaus die Kontrolle über die Ortschaft Bachmut in der Ostukraine zu erlangen. „Bachmut ist jetzt operativ umzingelt, unsere Streitkräfte schließen den Ring um die Stadt“, sagte Jan Gagin, Berater des von Russland eingesetzten Regierungschefs Denis Puschilin, heute.

Die ukrainische Führung erwartet unterdessen eine neue russische Offensive und in deren Folge bis zum Frühling die schwersten Gefechte seit Kriegsbeginn.

Derzeit werde bei Bachmut um die Kontrolle der Autobahn gekämpft, die die Stadt mit der nahe gelegenen Ortschaft Tschasiw Jar verbindet, so Gagin. Russland hat erklärt, mehrere Orte um Bachmut unter seine Kontrolle gebracht zu haben. Dort führen seine Truppen und Söldner der Wagner-Gruppe seit Monaten einen Zermürbungskampf.

US-Thinktank: Höhepunkt der Offensive steht noch bevor

Nach Einschätzung des US-Thinktanks Institute for the Study of War (ISW) setzt Russland im Kampf um Bachmut unterdessen verstärkt auf konventionelle Streitkräfte. Die Offensive um die Kleinstadt, die bisher von der russischen Privatarmee Wagner geführt worden war, habe damit ihren Höhepunkt noch nicht erreicht, schrieb die in Washington ansässige Denkfabrik in ihrem jüngsten Bericht.

Eine frühere Einschätzung des ISW von Ende Dezember, wonach der Höhepunkt der Kämpfen in Bachmut bereits erreicht sei, habe sich als unzutreffend erwiesen, hieß es weiter. Diese habe sich nur auf den Einsatz der Wagner-Truppen bezogen. Seither habe die russische Seite aber genügend konventionelle Kräfte eingesetzt, um die Kämpfe aufrechtzuerhalten.

Ukraine geht von schweren Gefechten aus

Die Denkfabrik bezieht sich in ihren Aussagen unter anderem auf ukrainische Militärangaben. Das Institut gibt keine Prognose dazu, ob Bachmut in Kürze an die russischen Streitkräfte fallen werde. Es sei unwahrscheinlich, dass russische Kräfte die Stadt überraschend einkesseln würden. Denkbar sei aber, dass sich die ukrainische Seite zurückziehen könnte, um hohe Verluste zu vermeiden.

Die ukrainische Führung erwartet die schwersten Gefechte seit Kriegsbeginn. „Wir haben einen langen, schweren Weg hinter uns, doch ich verstehe, dass die wichtigsten Kämpfe noch bevorstehen und in diesem Jahr, in den nächsten zwei bis drei Monaten stattfinden werden“, sagte der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates der Ukraine, Olexij Danilow, in einem Interview.

Das seien die entscheidenden Monate des Krieges, prognostizierte er im britischen Fernsehsender Sky News. Danilow schloss den Beginn einer russischen Offensive in den nächsten zwei, drei Wochen nicht aus. „Russland bereitet sich auf die maximale Eskalation vor“, sagte der 60-Jährige. Neue Einheiten würden konzentriert und trainiert. Danilow schätzt die Zahl der in der Ukraine kämpfenden Soldaten auf etwa 320.000. Etwa die Hälfte davon könnte an der neuen Offensive teilnehmen, warnte er.