24-Stunden-Betreuung: Kritik an Höhe der Förderung

Vertreter von Menschen, die auf eine 24-Stunden-Betreuung angewiesen sind, haben die kürzlich beschlossene Erhöhung der Förderung bei einer Pressekonferenz heute scharf kritisiert.

Rückwirkend per 1. Jänner erhalten Pflegebedürftige 640 statt 550 Euro im Monat. Damit die Kosten tatsächlich gedeckt werden können, brauche es eine Erhöhung um 900 Euro. „Wir steuern direkt auf eine sozialpolitische Katastrophe zu“, sagte Harald Janisch, Fachgruppenobmann für Personenbetreuung in der WKW.

Seit 2007 sei die Förderung für Pflegebedürftige daheim nicht erhöht worden. Die 90 Euro mit Beginn dieses Jahres seien „nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein“, kritisierte Janisch. Vielmehr brauche es eine Erhöhung um das Zehnfache.

Ankündigung „Watschen ins Gesicht“

Erst dann wäre es möglich, Betreuer und Betreuerinnen auch adäquat zu entlohnen. Die Kosten für eine 24-Stunden-Betreuung belaufen sich im Durchschnitt auf 3.200 Euro im Monat, sagte Sachverständiger Mario Tasotti. Geld, das viele Betroffene nicht hätten, so Evelyn Brezina, die selbst auf eine Betreuung angewiesen ist.

Diese 90 Euro mehr im Monat nun als Erfolg zu verkaufen sei wie eine „Watschen ins Gesicht“, kritisierte sie Sozialminister Johannes Rauch (Grüne).

Fehlende Fairness kritisierte auch Bibiana Kudziova, Berufsgruppensprecherin Personenbetreuung in der Wirtschaftskammer Wien (WKW). „Sie leben in der Stadt, am Land, nebenan in der Nachbarwohnung. Man sieht sie meistens nicht. Wenn sie aber nicht mehr kommen, tut das sehr weh.“ Viele Betroffene würden abwandern, in Länder, die ihnen mehr bezahlen.

Derzeit werden in Österreich rund 40.000 Menschen von etwa 80.000 Betreuerinnen versorgt. „Bis 2030 werden etwa 70.000 Menschen 24-Stunden-Betreuung brauchen. Dass dieser Bedarf nicht gedeckt werden wird können, wissen wir schon heute“, so Helmut Lutz, Geschäftsführer von Malteser Care.