Proteste wegen hungernden Häftlings: Meloni will schlichten

In Italien mehren sich die Protestaktionen für die Freilassung des hungerstreikenden Anarchisten Alfredo Cospito. Einige hundert Personen versammelten sich gestern vor dem Mailänder Gefängnis Opera, in dem der zu einer lebenslanger Haft verurteilte Anarchist inhaftiert ist.

Seit über drei Monaten führt Cospito einen Hungerstreik gegen die harten Haftbedingungen durch, denen er unterzogen ist und die normalerweise Topmafiosi vorbehalten sind. Die Regierung weigert sich, die strengen Haftbedingungen zu lockern.

Cospito verbüßt seine Haftstrafe für einen Bombenanschlag auf eine Carabinieri-Polizeischule 2006 und für die Verletzung des Geschäftsführers der Gesellschaft Ansaldo Nucleare, Roberto Adinolfi, im Jahr 2012 in Genua.

Meloni ärgert sich über Fragen

Regierungschefin Georgia Meloni rief unterdessen zur Besonnenheit auf. Die Tonlage habe sich sicherlich zu sehr verschärft, schrieb Meloni in einem Brief, den die Zeitung „Corriere della Sera“ online veröffentlichte. „Ich fordere alle, angefangen bei den Angehörigen der Fratelli d’Italia, auf, sie (die Tonlage, Anm.) wieder auf ein Niveau der aufrichtigen und respektvollen Auseinandersetzung zu bringen.“

Meloni, die sich bisher in der Affäre zurückhielt, ärgerte sich in dem Brief, dass italienische Journalisten und Journalistinnen sie bei ihrem Berlin-Besuch vor versammelter internationaler Presse und Bundeskanzler Olaf Scholz dazu befragten, statt Interesse daran zu zeigen, was sie gerade für Italien mache.

„Der Grund, weshalb ich bisher nicht eingeschritten bin, ist, dass ich versucht habe, einen Streit nicht zu nähren, den ich für alle kontraproduktiv halte“, schrieb sie weiter.