Ballonabschuss: China bestellt US-Geschäftsträger ein

Aus Protest gegen den Abschuss eines mutmaßlichen chinesischen Spionageballons durch das US-Militär hat Chinas Außenministerium den Geschäftsträger der amerikanischen Botschaft in Peking vorgeladen.

Wie das Außenministerium heute mitteilte, sagte Vizeaußenminister Xie Feng bei der Begegnung gestern, das Eindringen des Ballons sei nur ein „Unfall“ gewesen, der durch „höhere Gewalt“ passiert sei. „Die Fakten sind klar und können nicht verdreht werden.“

Trotzdem hätten sich die USA „taub gestellt“ und darauf bestanden, „Gewalt gegen ein ziviles Luftschiff zu missbrauchen, das dabei war, den Luftraum der USA zu verlassen“. Es sei eine „offensichtliche Überreaktion“ gewesen und verletze „den Geist des Völkerrechts und internationale Normen“, wurde der Vizeaußenminister zitiert.

Die USA hätten damit die Bemühungen und Fortschritte auf beiden Seiten, die Beziehungen seit dem Treffen von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und US-Präsident Joe Biden im November zu stabilisieren, „ernsthaft beeinträchtigt und beschädigt“, sagte Xie nach diesen Angaben.

Trümmerteile werden geborgen

Die USA hatten den Ballon, der tagelang über den USA geflogen war, gestern vor der Atlantikküste von South Carolina mit einer Rakete abgeschossen. China wurde vorgeworfen, mit dem Ballon wichtige Militäreinrichtungen ausspionieren zu wollen.

Die Regierung in Peking sprach dagegen von einem Forschungsballon, der durch die Westwinddrift und wegen unzureichender Steuerungsmöglichkeiten weit vom Kurs abgekommen sei.

China: Ballon in Lateinamerika dient zivilen Zwecken

China zufolge stammt unterdessen auch ein über Lateinamerika gesichteter Ballon aus der Volksrepublik. Er diene ausschließlich zivilen Zwecken, sagte Mao Ning, Sprecher des chinesischen Außenministeriums. Seine Möglichkeiten zur Selbststeuerung seien eingeschränkt. Kolumbien hatte am Samstag mitgeteilt, dass möglicherweise ein Ballon entdeckt worden sei.

Bergung läuft

Nach dem Abschuss des mutmaßlichen Spionageballons in den USA durch das US-Militär läuft die Bergung der Trümmerteile. Die Bundespolizei FBI beteilige sich an der Auswertung, berichteten US-Medien gestern (Ortszeit) übereinstimmend. Die Trümmer lagen nach Pentagon-Angaben rund elf Kilometer vor der Küste South Carolinas in relativ seichtem Wasser. Die USA erhoffen sich von der Auswertung Aufschluss über die technischen Fähigkeiten des Ballons.

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