Griechische Disaster Response Special Unit in Elefsina, Griechenland, vor dem Start
Reuters/Louiza Vradi
Nach Erdbeben

Hilfszusagen aus vielen Teilen der Welt

Das verheerende Beben in der türkisch-syrischen Grenzregion hat international für Bestürzung gesorgt und eine Welle an Hilfsangeboten nach sich gezogen. Zahlreiche Staaten boten im Laufe des Montags ihre Unterstützung an – und entsandten bereits Einsatzkräfte in die Katastrophenregion. Dabei geht die Hilfe teils auch über internationale politische Gräben hinweg.

Um die Hilfen besser koordinieren zu können, aktivierte die EU inzwischen die Integrierte Regelung für die politische Reaktion auf Krisen (IPCR). Der speziell für schwere und komplexe Krisen geschaffene Mechanismus soll schnelle und koordinierte politische Entscheidungen auf EU-Ebene erleichtern. Seine Aktivierung folgte am Abend auf ein Sondertreffen auf Expertenebene, das die schwedische EU-Ratspräsidentschaft einberufen hatte.

Zuvor hatte bereits das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU die Koordinierung der Entsendung von Rettungskräften in die Türkei übernommen. Laut Angaben eines Sprechers der EU-Kommission in Brüssel wurden bis Montagmittag bereits mehr als zehn Such- und Rettungsteams mobilisiert, um die Ersthelfer zu unterstützen – weitere sollen noch folgen. Zudem aktivierte die EU ihr Copernicus-Satellitensystem, um Notfallkartierungsdienste bereitzustellen. Die EU sei darüber hinaus bereit, die Betroffenen in Syrien durch humanitäre Hilfsprogramme zu unterstützen.

Auch Österreich wird sich an den Hilfseinsätzen beteiligen. Das Bundesheer entsendet am Dienstag 85 Soldaten des Katastrophenhilfeelements „Austrian Forces Disaster Relief Unit“ (AFDRU) in die Türkei. Am Nachmittag werden sie in das betroffene Gebiet reisen. Sie sollen gemeinsam mit sechs Hunden bei der Bergung unterstützen. Daneben schickt Österreich ein 25-köpfiges Team von Spezialkräften aus Vorarlberg in das Gebiet. Auch aus Oberösterreich machten sich bereits Helfer auf den Weg: zwei speziell ausgebildete Hunde der Rettungshundestaffel der Feuerwehr Traun und ihre Führer – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Erbebenkatastrophe: Hilfe aus aller Welt

Die Türkei hat den internationalen Katastrophenschutz ausgelöst. Hilfstrupps aus der ganzen Welt machen sich auf den Weg ins Krisengebiet. Österreich schickt unter anderem eine Spezialeinheit aus Vorarlberg.

Hilfe über internationale Gräben hinweg

Trotz der schweren politischen Spannungen mit der Türkei erklärte sich auch Griechenland bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet zu schicken. Ebenso bot die Republik Zypern der Türkei Hilfe an – ungeachtet der Tatsache, dass Ankara den Staat bis heute nicht anerkennt. Auch Israel will sowohl in der Türkei als auch in Syrien humanitäre Hilfe leisten. Offiziell befinden sich Israel und Syrien im Krieg. Israel entsandte auch ein Rettungsteam in die Türkei, die Delegation mit 150 Personen landete am Dienstagvormittag.

Rettungskräfte durchsuchen zerstörtes Gebäude in Adana, Türkei
AP/Khalil Hamra
Internationale Hilfe soll die Rettungskräfte in der Türkei und in Syrien unterstützen

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg schrieb auf Twitter, die NATO-Partner der Türkei seien bereit, Unterstützung zu mobilisieren. Hilfe sagte unter anderen US-Präsident Joe Biden zu. Er habe sein Team angewiesen, „die Situation in Koordination mit der Türkei weiterhin genau zu beobachten und jede notwendige Hilfe zu leisten“. Wenig später konkretisierte ein Sprecher des Außenministeriums, die Hilfsteams sollten in den nächsten Tagen starten. Auch Großbritannien, Indien und Pakistan sagten zu, Hilfe zu schicken.

Hilfsangebot von Ukraine

Ein Hilfsangebot kam auch vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. In seiner täglichen Videoansprache sagte Selenskyj, dass die Ukraine bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten helfen wolle. Er sprach von „traurigen Nachrichten“ aus der Türkei und Syrien und sprach dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan angesichts der vielen Todesopfer sein Beileid aus. Das gelte auch „für die Menschen in der syrischen Gesellschaft“, so Selenskyj.

Die Ukraine befindet sich seit dem russischen Angriff auf das eigene Territorium vor fast einem Jahr im Krieg mit Russland. Und auch Moskau kündigte Hilfe an – sowohl für die Türkei als auch für Syrien. Rettungskräfte vom russischen Zivilschutz werden nach Syrien geflogen, wie der Kreml mitteilte. Präsident Wladimir Putin habe bereits mit seinem syrischen Amtskollegen Baschar al-Assad telefoniert. Auch ein Gespräch mit dem türkischen Staatschef Erdogan über konkrete Hilfsleistungen sei geplant, hieß es aus Moskau.

Syrien bittet bei UNO um Hilfe

Der Iran bot ebenfalls Unterstützung an – er ist neben Russland im Bürgerkrieg der wichtigste Verbündete des syrischen Machthabers Assad. Das Außenministerium in Damaskus richtete inzwischen einen Appell an die UNO-Mitgliedsstaaten und internationale Hilfsorganisationen, um die Bemühungen „zur Bewältigung dieser menschlichen Katastrophe“ zu unterstützen, wie die Staatsagentur SANA am Montag berichtete.

Eines der am schwersten vom Erdbeben betroffenen Gebiete war die Region Idlib in Syrien, die von Rebellen gehalten wird. Das dürfte dort die staatliche Nothilfe erschweren. Als eine von mehreren Hilfsorganisationen ist dort Ärzte ohne Grenzen im Einsatz. Die NGO rief wie auch zahlreiche andere Organisationen zur Hilfe auf – darunter die Caritas, das Rote Kreuz, die Diakonie, der Arbeitersamariterbund, CARE und World Vision.