London: Moskau kommt bei Offensiven nicht voran

Russische Truppen kommen im Angriffskrieg gegen die Ukraine nach britischer Einschätzung bei neuen Angriffen nicht voran. Den Streitkräften sei es lediglich gelungen, „mehrere hundert Meter“ pro Woche zu erobern, teilte das Verteidigungsministerium in London heute in seinem täglichen Geheimdienstbericht mit. „Das liegt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit daran, dass Russland nun die für erfolgreiche Offensiven erforderliche Munition und Manövriereinheiten fehlen.“

Seit Jahresbeginn versuche Russland offenbar, größere Offensiven wiederaufzunehmen. Ziel sei vermutlich, die noch von der Ukraine gehaltenen Teile des ostukrainischen Gebiets Donezk zu erobern, das Russland völkerrechtswidrig annektiert hat.

Kiew: Russland verstärkt Truppen in Ostukraine

„Wir sehen, dass immer mehr Reserven in unsere Richtung verlegt werden, wir sehen, dass mehr Ausrüstung herbeigeschafft wird“, sagte Serhij Hajdaj, der ukrainische Gouverneur der größtenteils von russischen Truppen besetzten Region Luhansk.

Die Ukraine erwartet, das Russland vor dem Jahrestag der Invasion am 24. Februar eine neue Offensive starten wird. „Sie bringen Munition, die anders eingesetzt wird als früher – es wird nicht mehr rund um die Uhr geschossen. Sie fangen langsam an zu sparen und bereiten sich auf eine Großoffensive vor“, sagte Hajdaj im ukrainischen Fernsehen. „Sie werden wahrscheinlich zehn Tage brauchen, um Reserven zu sammeln.“ Nach dem 15. Februar könne man jederzeit eine russische Offensive erwarten.

Politischer Druck auf Kommandanten

London vermutet, dass Kommandanten aufgrund von politischem Druck aus Moskau unrealistische Ziele verfolgen, die sie mit den vorhandenen, unterbesetzten und unerfahrenen Einheiten aber nicht erreichen könnten.

Die russische Führung werde weiterhin Fortschritte fordern. „Es bleibt unwahrscheinlich, dass Russland in den kommenden Wochen die Kräfte aufbauen kann, die erforderlich sind, um den Ausgang des Krieges maßgeblich zu beeinflussen“, hieß es in London weiter.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine Ende Februar vergangenen Jahres unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Berichte zum Kriegsverlauf. Sämtliche Angaben, egal von welcher Seite, sind nicht unabhängig überprüfbar.