Südkorea muss Vietnamesin wegen Kriegsmassakers entschädigen

55 Jahre nach einem Massaker im Vietnam-Krieg soll die südkoreanische Regierung eine vietnamesische Klägerin wegen der damaligen Vorgänge entschädigen. Das zentrale Bezirksgericht in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul sprach der Vietnamesin Nguyen Thi Thanh heute 30 Millionen Won (etwa 22.000 Euro) zu, wie südkoreanische Rundfunksender und die nationale Nachrichtenagentur Yonhap berichteten.

Es sei das erste Mal, dass ein Gericht in Südkorea die staatliche Verantwortung für die Tötung von Zivilisten und Zivilistinnen durch südkoreanische Soldaten im Vietnamkrieg und somit auch für die Entschädigung damaliger Opfer festgestellt habe. Die Klägerin hatte die mutmaßlichen Gräueltaten südkoreanischer Soldaten im Februar 1968 in ihrem Dorf Phong Nhi in der zentralen Provinz Quang Nam überlebt.

300.000 südkoreanische Soldaten an Seite der USA

In ihrer Klage von 2020 gab sie an, dass sie damals den größten Teil ihre Familie verloren und selbst Schusswunden erlitten habe. Berichten zufolge kamen damals etwa 70 Menschen in dem Dorf ums Leben. Zur Unterstützung der USA im Vietnamkrieg hatte Südkorea etwa 300.000 Soldaten zur Verfügung gestellt.

Das Bezirksgericht wies das Argument der Regierung zurück, dass es unklar sei, ob tatsächlich südkoreanische Soldaten für das Massaker in dem Dorf verantwortlich gewesen seien. Ein ziviles „Friedenstribunal“ war dagegen 2019 nach Anhörung von Zeugen zu dem Schluss gekommen, dass südkoreanische Truppen das Massaker verübt hätten.

Das Tribunal wurde von einer Anwaltsorganisation in Südkorea und der koreanisch-vietnamesischen Friedensstiftung organisiert. Laut der Agentur Yonhap deutete das Verteidigungsministerium in Seoul an, gegen das Urteil des Gerichts Berufung einlegen zu wollen.