Forderung nach Ausbau der FH-Studienplätze

Der Entwurf für einen neuen Fachhochschulentwicklungs- und Finanzierungsplan sorgt weiter für Kritik. Breit eingefordert wird ein Ausbau der Studienplätze in Fachhochschulen (FHs). Zudem wird eine stärkere Anhebung der Fördersätze eingemahnt, geht aus den Stellungnahmen zum Plan hervor, dessen Begutachtungsfrist am Montag ausgelaufen ist.

In den vergangenen FH-Entwicklungsplänen war immer ein Ausbau der Studienplätze vorgesehen. Das ist nun nicht mehr der Fall – zusätzliche Anfängerplätze sind im Entwurf nicht enthalten.

Am Ende der Periode solle es rund 60.000 Studienplätze geben. Das leichte Anwachsen der Studierendenzahlen bis 2026 ergebe sich nur mehr aus bereits genehmigten Studiengängen. Neue Angebote können nur durch die Umwidmung von Plätzen entstehen.

Kritik an Rücknahme von Teuerungsausgleich

Fachhochschulen werden anders als die Universitäten vom Bund durch Förderungen pro (besetztem) Studienplatz finanziert. Die Fördersätze steigen technisch ab 1. Oktober 2023 um zehn Prozent. Faktisch bleiben sie aber vorerst gleich: So erhielten die FHs zuletzt einen Teuerungsausgleich, durch den die Förderung pro Studienplatz um zehn Prozent stieg.

Dieser Teuerungsausgleich soll nun zurückgenommen und durch eine Valorisierung der Förderung in gleicher Höhe ersetzt werden. Ab 1. Oktober 2024 kommt dann eine tatsächliche Erhöhung um noch einmal rund fünf Prozent.

In den vergangenen Wochen hatte die Fachhochschulkonferenz (FHK) bereits ihren Unmut über den Plan geäußert. Auch von Arbeitnehmerseite wird dieser zurückgewiesen: Sowohl Arbeiterkammer (AK) als auch der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) verlangten in Aussendungen 1.200 neue Studienplätze pro Jahr. Die geplante Erhöhung der Fördersätze gleiche außerdem 2023 lediglich die Inflation aus und 2024 nicht einmal das.

IV fehlt „Ausbauperspektive“

Der Industriellenvereinigung (IV) fehlt die „Ausbauperspektive“: „Bedauerlich ist, dass aktuell keine weiteren MINT-Studienplätze für Anfängerinnen und Anfänger im Sinne der von Sozialpartner und IV geforderten MINT-Ausbauoffensive vorgesehen sind.“

Aus Sicht der Industrie seien zusätzliche 1.200 bundesfinanzierte FH-Anfängerstudienplätze in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) pro Jahr erforderlich. Mit der Erhöhung der Fördersätze ist man grundsätzlich zufrieden – allerdings sei „darauf zu achten, dass es zu einer künftig regelmäßigen Anhebung der bundesfinanzierten Fördersätze kommt“.

Die Wirtschaftskammer (WKO) schließt sich der Forderung nach 1.200 zusätzlichen Plätzen pro Jahr an und rechnet auch die Kosten dafür vor. Diese würden ca. 12 Mio. Euro im ersten Jahr, 24 Mio. im zweiten Jahr und 36 Mio. im dritten und letzten Jahr des Plans betragen.

ÖH befürchtete Wettbewerb um Plätze

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) wiederum befürchtet einen verstärkten Wettbewerb um die Studienplätze: „Wenn ein Ausbaustopp der Studienplätze stattfindet, werden viele Interessierte keinen Studienplatz bekommen. Das führt unweigerlich zu stärkerer Selektion und noch höherem Leistungsdruck und ist daher strikt abzulehnen“, hieß es in einer Aussendung.

Bildungsministerium verteidigte Pläne

Im Bildungsministerium hatte man den Plan zuletzt verteidigt: In den Vorgesprächen habe es Konsens gegeben, dass im neuen Plan der Schwerpunkt auf der Erhöhung der Fördersätze liegen solle. Mit 430 Mio. Euro habe man 2024 außerdem ein Rekordbudget für den Sektor. Neue Schwerpunkte könnten mit den bestehenden Ressourcen geschaffen werden – etwa indem derzeit nicht besetzte Plätze umgewidmet werden.

Einen von den FHs geforderten runden Tisch hält Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) für nicht nötig: Man sei ohnehin ständig in Kontakt, so der Minister in der „Presse“ (Dienstag-Ausgabe). Die Fachhochschulen seien auch in den Prozess eingebunden gewesen.

Für NEOS-Wissenschaftssprecherin Martina Künsberg Sarre ist es mit Verweis auf das Unibudget und die geplante Technische Universität in Linz „einigermaßen beeindruckend, wie ein ehemaliger Rektor es schafft, den gesamten Wissenschaftsbereich gegen sich aufzubringen“. Polaschek müsse lernen, zuzuhören und auf Augenhöhe zu verhandeln, meinte sie zur APA. Auch sie forderte einen „offensiven Plan“, wie der FH-Sektor sinnvoll weiter ausgebaut werden könne.