Nordkorea: Spekulationen nach Kim-Auftritt mit Frau und Tochter

Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un hat sich bei einem Bankett anlässlich des 75. Jahrestages der Gründung der koreanischen Volksarmee gestern gemeinsam mit seiner Frau Ri Sol Ju und einer Tochter gezeigt. Wie unter anderem der „Spiegel“ (Onlineausgabe) berichtete, gab das ungefähr zehnjährige Mädchen bei dem Termin führenden Militärs die Hand und nahm auch am Test einer Interkontinentalrakete teil. Staatsmedien hätten sie wohlwollend als „respektiert“ und „geliebt“ bezeichnet.

Bei seinem Auftritt rief Kim zum weiteren Ausbau des Militärs auf. „Für die Stärkung und Entwicklung unserer Streitkräfte sollten wir alle unsere Anstrengungen verdoppeln und mehr für die florierende Entwicklung des sozialistischen Mutterlandes tun“, so Kim laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA anlässlich des Armeejubiläums.

Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un mit seiner Frau Ri Sol Ju und seiner Tochter Kim Ju Ae beim Bankett anlässlich des 75. Jahrestages der Gründung der koreanischen Volksarmee
Reuters/Korean Central News Agency

Tochter als Nachfolgerin in Stellung gebracht?

In Expertenkreisen wird vermutet, dass Kim mit dem Familienauftritt demonstrieren wolle, dass er keinerlei Absicht habe, sein Atomarsenal oder die jahrzehntelange Herrschaft seiner Familiendynastie freiwillig aufzugeben. Auch wird vermutet, dass Kim seine Tochter schon jetzt als seine Nachfolgerin positionieren will.

Über das Privatleben des autokratischen Herrschers ist nur wenig bekannt. Der südkoreanische Geheimdienst geht davon aus, dass Kim und Ri zwei Töchter und einen Sohn haben. Nordkorea habe bisher niemals die Existenz von Kims Kindern enthüllt, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Ri habe 2010, 2013 und 2017 Kinder zur Welt gebracht.

Kim, der nach südkoreanischen Angaben 38 Jahre alt ist, wurde nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il Ende 2011 zum obersten Führer der Streitkräfte, der Partei und des Staates ausgerufen. Die Kim-Dynastie herrscht seit 75 Jahren in dem verarmten, aber hochgerüsteten Staat.

Cyberkriminalität finanziert Aufrüstung

Nach Angaben der Vereinten Nationen (UNO) erbeutete Nordkorea im vergangenen Jahr mit Cyberkriminalität mehr Geld als jemals zuvor. Mehrere Schätzungen gingen von mindestens 630 Millionen oder sogar einer Milliarde im Internet gestohlener US-Dollar aus.

Das zeige, „dass 2022 ein Rekordjahr für den Diebstahl virtueller Vermögenswerte in Nordkorea war“, heißt es in einem bisher vertraulichen UNO-Expertenbericht, den die dpa einsehen konnte.

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