Bericht: Türkische Luftangriffe auf kurdisches Bebengebiet

Wie das ZDF in der Nacht berichtet hat, soll die Türkei auch nach dem Erdbeben in der Region Luftangriffe auf vorwiegend von Kurden bewohnte Gebiete in Nordsyrien fortgesetzt haben. Eine Helferin der Organisation Kurdischer Roter Halbmond erklärte gegenüber dem deutschen Sender, dass es in der schwer vom Beben getroffenen Gegend weiter Bombardements gegeben habe: „Wir haben gestern Nacht noch mal Nachbeben gehabt, und trotzdem wurden weiter türkische Luftangriffe geflogen“, wurde Fee Baumann zitiert.

Auch der Nahost-Experte der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, bestätigte die Angaben gegenüber dem ZDF. In der Nacht auf Dienstag habe die Türkei das vom Beben betroffene Umland von Tall Rifaat angegriffen, wo kurdische Vertriebene aus der Region Afrin Zuflucht gefunden hätten.

MEE: Luftangriffe auch von Assad-Regime

Das Onlineportal Middle East Eye (MEE) berichtete unter Berufung auf syrische Quellen und britische Abgeordnete auch von syrischen Angriffen auf von der Opposition gehaltene Gebiete nach dem Erdbeben. Der Angriff auf Marea, eine Stadt 35 Kilometer nördlich von Aleppo, sei erfolgt, als Einwohner versuchten, unter eingestürzten Gebäuden Verschüttete zu retten.

Schwierige Hilfe in Syrien

In Syrien gestaltet sich die Hilfe für Erdbebenopfer besonders schwierig. Die Regierung des Landes ist international geächtet und unterliegt harten Sanktionen. Wegen des seit 2011 andauernden Bürgerkriegs wird das Katastrophengebiet im Norden des Landes teils von Rebellen und teils von der Regierung beherrscht.

Die Hilfslieferungen würden die betroffenen, vorwiegend kurdisch bewohnten Gebiete kaum erreichen, berichtete Baumann. Es sei nur noch ein einziger Grenzübergang offen, das mache die Hilfe sehr schwierig. Wegen Straßenschäden verzögere sich dort die Lieferung humanitärer Hilfe, hieß es auch aus UNO-Quellen. Zudem seien viele Hauptstraßen auf dem Weg zur Grenze stark beschädigt worden.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) forderte Syrien auf, alle Grenzübergänge zu öffnen. Auch Russland müsse seinen Einfluss auf das Regime nutzen, damit die Hilfe auch ankomme.