Der britische Premierminister Rishi Sunak lässt anlässlich des Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj prüfen, ob Kampfflugzeuge für die Ukraine verfügbar sind. Sunak habe Verteidigungsminister Ben Wallace um Prüfung gebeten, welche Maschinen das Vereinigte Königreich theoretisch an die Ukraine liefern könnte, teilte Downing Street gestern mit.
Es handle sich aber um eine „langfristige“ Lösung. Bereits im Frühling könnten die ersten ukrainischen Piloten an NATO-Jets in Großbritannien ausgebildet werden, hieß es weiter. Sunak hatte bisher zurückhaltend auf Forderungen nach einer Lieferung von Kampfjets reagiert, wie sie etwa Ex-Premierminister Boris Johnson erhoben hatte. Selenskyj betonte bei seinem Besuch in London, dass Kampfjets für die Ukraine besonders wichtig seien.
Selenskyj-Rede im Parlament
Nach dem Treffen mit Sunak bedankte sich Selenskyj bei einer Rede im britischen Parlament für die bisherige Unterstützung Großbritanniens im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg. „London stand an der Seite Kiews vom ersten Tag an“, sagte er.
Der Präsident bedankte sich mit Nachdruck für die britischen Waffenlieferungen und zeigte sich zuversichtlich mit Blick auf den Ausgang des Krieges: „Wir wissen: Die Freiheit wird gewinnen! Und wir wissen, dass dieser Sieg die Welt verändern wird. Es wird ein Sieg sein, den die Welt lange gebraucht hat.“
Am Nachmittag wurde Selenskyj von Charles III. im Buckingham-Palast empfangen. Der britische König begrüßte den Präsidenten herzlich, wie auf Fernsehbildern britischer Sender zu beobachten war.

UNO zu Waffenlieferungen
Die Vereinten Nationen warnten angesichts der Lieferung schwerer Waffen wie Panzer in die Ukraine vor einer weiteren Eskalation des Krieges. „Der große Zustrom von Waffen in jede Situation eines bewaffneten Konflikts verstärkt die Besorgnis über die Eskalation des Konflikts“, sagte die UNO-Beauftragte für Abrüstungsfragen, Izumi Nakamitsu, vor dem UNO-Sicherheitsrat in New York.
Nakamitsu sprach dabei auch von Drohnenlieferungen aus dem Iran nach Russland und – indirekt – von dem Einsatz der privaten russischen Militärfirma Wagner in der Ukraine.
Mangott: Eskalationsgefahr bleibt
Der Politikwissenschafter Gerhard Mangott sagte in der ZIB2, dass der Westen zwar immer wieder rote Linien definiert habe, diese aber dann doch überschritten worden seien. Militärisch ergebe die Stärkung der Ukraine Sinn, was bleibe, sei die Gefahr einer Eskalation, betonte Mangott.
Verhandlungen über einen Waffenstillstand bezeichnete er als „unrealistisch“. Grund dafür sei, dass beide Seiten Bedingungen stellten, die für die „jeweils andere Seite unannehmbar sind“. Der Kreml meint, dass Kiew „die Realitäten am Boden“ anerkennen müsse, „nämlich dass die vier teilweise besetzten und annektierten Regionen der Ukraine jetzt russisches Territorium“ seien. „Und die Ukraine sagt, ja, auch wir sind bereit zum Verhandeln, aber erst, wenn alle russischen Truppen die Ukraine verlassen haben, als Russland den Krieg verliert.“ Worüber solle dann noch verhandelt werden, so Mangott.