Anarchist im Hungerstreik: Rom lockert Haftbedingungen nicht

Italien lockert die harten Haftbedingungen für den seit 110 Tagen im Hungerstreik befindlichen Anarchisten Alfredo Cospito nicht. Der italienische Justizminister Carlo Nordio habe dessen Ersuchen um Aufhebung des strengen Haftregimes abgelehnt, berichteten italienische Medien heute. Der Grund: Cospito habe zu gewalttätigen Aktionen angespornt, und auch im Hochsicherheitsgefängnis bestehe die Gefahr einer Kommunikation zwischen dem 55-Jährigen und Anarchistenkreisen.

Der Gefangene befindet sich in einer Mailänder Strafanstalt. Mit dem Hungerstreik protestiert er gegen seine erschwerten Haftbedingungen. Hintergrund ist, dass die Justiz einen Bombenanschlag 2006 und Schüsse auf einen Manager 2012 als Terrorismus eingestuft hatte. Der zu lebenslanger Haft Verurteilte sitzt damit unter Haftbedingungen wie von Größen der Mafia ein. Der Fall bestimmt seit Tagen die Nachrichten in Italien. Wegen des Hungerstreiks hat Cospito bereits 47 Kilo verloren.

In Linkskreisen wird eine Lockerung des strengen Haftregimes gefordert, das laut einigen Juristen eine Verletzung der Menschenrechte darstelle. Eine Petition für die Lockerung von Cospitos Haftbedingungen wurde von mehreren prominenten Linkspolitikern unterzeichnet. Die Regierung um Premierministerin Giorgia Meloni bleibt aber hart. „Man verhandelt nicht, wenn man mit Gewalt konfrontiert wird“, so Justizminister Nordio.

Cospito verbüßt seine Haftstrafe für einen Bombenanschlag auf eine Carabinieri-Polizeischule 2006 und für die Verletzung des Geschäftsführers der Gesellschaft Ansaldo Nucleare, Roberto Adinolfi, im Jahr 2012 in Genua. Vor zwei Wochen wurden italienische diplomatische Vertretungen in Berlin und Barcelona Ziele von Vandalismus, und am Samstag kam es in Rom und Mailand zu Protesten für Cospitos Freilassung.