Straßenlaternen in Wellington, Neuseeland
AP/Nick Perry
„Schwer wie Sack Reis“

Fallende Straßenlaternen plagen Wellington

Neuseelands Hauptstadt Wellington wird von fallenden Straßenlaternen heimgesucht. Bisher seien Medienberichten zufolge eine „Handvoll“ Stück auf den Boden gekracht. Verletzt wurde dabei niemand. Allerdings ruft die Stadtverwaltung die Bevölkerung nun dazu auf, nach oben zu schauen. Denn es könnte viele weitere Laternen regnen.

„Es tut uns wirklich leid, dass das passiert. Wir wollen nicht, dass sich die Menschen, wenn sie spazieren gehen oder mit dem Auto fahren, Sorgen darüber machen müssen, was über ihren Köpfen ist – deshalb konzentrieren wir uns dringend auf die Lösung des Problems“, so der Infrastrukturverantwortliche von Wellington, Brad Singh, am Freitag.

Nach Angaben des Sprechers der Stadt, Richard MacLean, würden die Lampenköpfe bis zu 15 Kilogramm wiegen – „ein solcher Lampenkopf ist ungefähr so schwer wie ein großer Sack Reis“, wird er von der neuseeländischen Nachrichtenwebsite Stuff zitiert. Dadurch, dass sie auch von einer Höhe von vier bis sechs Metern fallen, könnten sich Personen schwer verletzen, möglicherweise könnte es zu Todesfällen kommen.

Potenzielle Fallgefahr bei bis zu 1.000 Stück

Die Stadt sei bemüht, die fehlerhaften Straßenlampen zu identifizieren und schnellstmöglich auszutauschen. Gleichzeitig rief Experte Singh die Bevölkerung der Stadt im Süden der Nordinsel auf, die Behörden umgehend zu kontaktieren, sollten „hängende“ oder schwankende Straßenlaternen gesichtet werden.

Wellington in Neuseeland
IMAGO/Richard Wareham
In Neuseelands Hauptstadt wurde vor herabfallenden Straßenlaternen gewarnt

Derzeit gehen die Monteure und Monteurinnen der Stadt davon aus, dass 1.000 der 17.000 Straßenlaternen defekt seien. Das Problem liegt offenbar bei der Halterung, die die Lampen mit den Masten verbindet. Laut der Stadtverwaltung würde die Befestigung aufgrund von „Materialermüdung“ nachgeben, wodurch sich der Lampenkopf löst, herunterhängt und im schlimmsten Fall herunterfallen kann.

Zum Großteil handle es sich bei den möglichen Problemlaternen um jene, die im Jahr 2017 neu installiert wurden. Man sei mit den Firmen, die vor knapp sechs Jahren den Auftrag gemeinsam durchführten, in Kontakt, hieß es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Doch auch die anderen Laternen würden nun überprüft werden. Denn dort könnte sich ebenfalls eine Halterung der fehlerhaften Charge befinden.

Ex-Stadtrat machte Entdeckung

„Das sind wirklich schwere Dinger“, führte der frühere Stadtrat von Wellington, Chris Calvi-Freeman, aus. Er hatte vor seinem Haus eine am Boden liegende Straßenlaterne entdeckt und der Stadt gemeldet. In den vergangenen Monaten hätte er in seiner Wohngegend bereits mehrere fehlende Laternenköpfe bemerkt. Insgesamt hätten auf einem kurzen, aber viel befahrenen Straßenabschnitt sechs von 75 Masten ihre Köpfe verloren.

Gegenüber dem „NZ Herald“ erzählte eine Bewohnerin einer etwas außerhalb von Wellington liegenden Stadt, dass eine Straßenlaterne zerbröckelt war. Während des Rasenmähens habe sie einen großen Betonbrocken im Gras gefunden. Als sie nach oben schaute, sei ihr klar geworden, dass es sich um einen Teil der Laterne handelte. „Der Stahl ist verrostet, und die Laterne hat große Risse an der Spitze“, wird die Bewohnerin zitiert.

Stadt mit Nachholbedarf?

In der Vergangenheit hatten Medien von einer Unterfinanzierung im Bereich der Infrastruktur in Wellington berichtet. Konkret ging es um die Beschaffung der Straßen und des Rohrsystems, das bereits in die Jahre gekommen ist. Angesichts der immer stärker werdenden Folgen der Klimakrise und des Bevölkerungswachstums in Wellington hatten Fachleute der Stadt vor einigen Jahren schon geraten, langfristiger zu planen und deutlich mehr in die Infrastruktur zu investieren.

Auch die neue Bürgermeisterin von Wellington, Tory Whanau, hatte kürzlich erst angekündigt, ihren Fokus auf die Stadtplanung zu legen. In einem Kommentar schrieb sie Anfang Jänner, dass die Stadt jahrzehntelange zu wenig in wichtige Entwicklungsvorhaben investiert habe. „Nächstes Jahr beginnen wir damit, die Makel zu beseitigen, damit Wellingtons Infrastrukturbedarf vollständig gedeckt werden kann.“