Russische Olympiateilnahme: Kritik an IOC aus 33 Ländern

Seit Wochen schwelt eine Debatte über die mögliche Teilnahme russischer Athletinnen und Athleten an den Olympischen Sommerspielen kommendes Jahr in Paris. Derzeit sind Russland und Belarus von vielen internationalen Sportwettbewerben ausgeschlossen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) strebt aber eine Rückkehr von Athletinnen und Athleten aus beiden Ländern auf die internationale Sportbühne unter neutraler Flagge an, sofern sie sich klar zur olympischen Charta bekennen und den Krieg in der Ukraine nicht aktiv unterstützen. IOC-Präsident Thomas Bach hatte jüngst erklärt, ein Ausschluss „wegen eines Passes oder des Geburtsorts“ würde gegen das Diskriminierungsverbot verstoßen.

Auf Initiative von Großbritannien berieten nun mehr als 30 Nationen über die Ankündigung des IOC. Für Österreich nahm Sportminister Werner Kogler (Grüne) teil, ebenfalls zugeschaltet war der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Kogler berichtete nach den Gesprächen von einem „schweren Fehler“ seitens des IOC. Es sei „rätselhaft, was an diesen Athleten ‚neutral‘ sein soll. In der Mehrzahl handelt es sich hier um Angehörige der russischen Armee“, so Kogler in einer Aussendung. „Deren Teilnahme hieße, der russischen Propaganda Tür und Tor zu öffnen.“

An den Beratungen nahmen Sportminister und Staatssekretäre aus knapp drei Dutzend Ländern, darunter Frankreich, Deutschland und die USA, teil. Nach litauischen Angaben einigte man sich einstimmig, ein Olympiaverbot für Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus zu fordern. Polen schlug vor, dass Dissidenten aus den beiden Ländern zugelassen werden könnten. Großbritannien wird jetzt als Initiator der Beratungen kommende Woche einen Entwurf für ein gemeinsames Papier erarbeiten, mit dem man die erheblichen Bedenken gegen den Vorstoß des IOC zum Ausdruck bringen wird.

Die Ukraine hatte deswegen sogar mit einem Paris-Boykott gedroht. Die Sportverbände in Nordeuropa sprachen sich bereits in einem offenen Brief einheitlich gegen eine mögliche Rückkehr von Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus aus. Auch die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach sich gegen deren Teilnahme aus. Die Organisatoren der Spiele wollen sich aber an eine Entscheidung des IOC halten.