Berlusconi kritisiert Selenskyj

Der frühere italienische Regierungschef Silvio Berlusconi sorgt erneut mit Aussagen zum Ukraine-Krieg für Kritik. Er würde sich nicht um ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bemühen, wäre er noch Premier, sagte Berlusconi gestern. „Ich hätte niemals mit Selenskyj gesprochen, denn wir sind Zeugen der Verwüstung seines Landes und des Massakers seiner Soldaten und Zivilisten“, so der Chef der mitregierenden Forza Italia vor Journalisten in Mailand.

Wenn Selenskyj die Angriffe auf die beiden separatistischen Republiken im Donbas eingestellt hätte, wäre es nicht zum russischen Angriff auf die Ukraine gekommen, sagte der 86-Jährige bei der Stimmabgabe in einem Wahllokal für die Regionalwahl in der Lombardei. „Daher beurteile ich das Verhalten dieses Herrn sehr, sehr negativ“, so Berlusconi weiter. Er forderte die USA auf, Druck auf den ukrainischen Präsidenten auszuüben. Zudem drohte er damit, die italienischen Waffenlieferungen an die Ukraine einzustellen, während er gleichzeitig ein enormes Hilfsprogramm versprach, falls die Ukraine einem sofortigen Waffenstillstand zustimme.

Meloni geht auf Distanz

Berlusconi, der sich bis zum Einmarsch Russlands in die Ukraine oft seiner Freundschaft mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin rühmte, hatte bereits im vergangenen September für Aufsehen gesorgt. Damals meinte er, Putin sei in den Krieg hineingedrängt worden und wollte „anständige Leute“ an der politischen Spitze der Ukraine einsetzen.

Melonis Büro erklärte, die italienische Regierung unterstütze die Ukraine „fest und überzeugt, wie es in dem Regierungsprogramm klar zum Ausdruck kommt und wie es in allen parlamentarischen Abstimmungen der Mehrheit, die die Exekutive unterstützt, bestätigt wurde“. Italiens Außenminister Antonio Tajani, wie Berlusconi Mitglied der Forza Italia, erklärte auf Twitter, die Partei sei „immer für die Unabhängigkeit der Ukraine eingetreten, an der Seite Europas, der NATO und des Westens“.