Wirecard-Prozess: Spannung vor Erklärung Brauns

Im Wirecard-Prozess um den mutmaßlichen Milliardenbetrug bei dem 2020 zusammengebrochenen Konzern hat heute erstmals der frühere Vorstandschef Markus Braun das Wort. Der österreichische Manager hat eine zwei-, dreistündige Erklärung vor der vierten Strafkammer des Münchner Landgerichts angekündigt, anschließend wollen ihn die Richter vernehmen.

Der seit Sommer 2020 in Untersuchungshaft sitzende Braun steht in dem Großprozess zusammen mit zwei anderen ehemaligen
Wirecard-Führungskräften vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Angeklagten und mehreren weiteren Beschuldigten gewerbsmäßigen Bandenbetrug vor.

Vorwurf: Umsätze in Milliardenhöhe gefälscht

Die Managerbande soll Umsätze in Milliardenhöhe erfunden, die Bilanzen gefälscht und die Kreditgeber des Unternehmens um über drei Milliarden Euro geprellt haben. Braun bestreitet die Vorwürfe. Der Kronzeuge der Anklage in dem Verfahren hat seinen früheren Vorstandsvorsitzenden jedoch im bisherigen Prozessverlauf schwer beschuldigt.

Braun versus Kronzeuge

In dem Verfahren steht Angeklagter gegen Angeklagten. Absehbar ist, dass Braun im Laufe seiner voraussichtlich mehrere Tage dauernden Vernehmung seinerseits den Kronzeugen attackieren wird.

Der bis 2020 in Dubai für Wirecard tätige Manager Oliver Bellenhaus hat als einziger der drei Angeklagten die Vorwürfe gestanden. Nach seiner Aussage war Braun ein alles dominierender Chef, der in den Milliardenbetrug voll eingebunden war.

Brauns Verteidiger jedoch attackieren den Kronzeugen als „professionellen Lügner“, der an Braun vorbei dreistellige Millionenbeträge veruntreut haben soll.