EU Kommission
ORF.at/Peter Prantner
Prognose

EU entgeht wohl Rezession

Sowohl die Euro-Zone als auch die gesamte EU entgehen voraussichtlich der zunächst für 2023 befürchteten Rezession, wie aus der am Montag veröffentlichten Prognose der EU-Kommission hervorgeht. Auch in Österreich dürfte die Wirtschaft nicht schrumpfen, sondern im Gegenteil leicht wachsen.

Die EU-Kommission hob ihre Wachstumsprognose für Österreichs Wirtschaft für heuer leicht an. Die Brüsseler Behörde rechnet für 2023 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,5 Prozent, das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als bisher angenommen, wie aus der Prognose hervorgeht.

2024 soll das Wachstum mit 1,4 Prozent wieder leicht anziehen. Für das Jahr 2022 rechnet die EU-Kommission noch mit einem kräftigen Plus von 4,8 Prozent. Der Anstieg 2022 sei „im Wesentlichen“ auf die Bewältigung der Coronavirus-Pandemie zurückzuführen, heißt es in der Prognose. Allerdings verlangsamte sich das Wachstum im Laufe des Jahres aufgrund eines Rückgangs der Industrieproduktion hierzulande.

Arbeitskräftemangel bremst Wachstum

Dieser Trend sollte sich fortsetzen und zu einer technischen Rezession – einem Rückgang der Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen – führen: Im vierten Quartal wird ein BIP-Minus von 0,7 Prozent für Österreich erwartet, im ersten Quartal 2023 minus 0,2 Prozent.

In Hinblick auf die Zukunft profitiert den Schätzungen zufolge die heimische Wirtschaft allerdings von steigenden real verfügbaren Einkommen, da die Energiepreise moderat sind und die Löhne steigen. Das Wachstum bremsen würden unterdessen der hohe Arbeitskräftemangel, die sinkende Industrieproduktion sowie eine allgemein schlechte Wirtschaftsstimmung, so die EU-Kommission.

Inflation in Österreich bei 6,6 Prozent

Die Inflation dürfte sich in Österreich heuer zwar leicht entspannen, aber auf einem hohen Niveau bleiben. Die Teuerungsrate wird sich der EU-Schätzung zufolge im laufenden Jahr bei 6,6 Prozent einpendeln gegenüber 8,6 Prozent 2022. Im kommenden Jahr soll sie auf 3,6 Prozent fallen.

Grafik zur EU-Winterprognose
Grafik: APA/ORF; Quelle: EU-Kommission

Wachstum von 0,9 Prozent in Euro-Zone

Indes sei die Wirtschaft in der Euro-Zone im vierten Quartal 2022 doch nicht geschrumpft. Für 2023 werde nun ein etwas höheres Wachstum von 0,9 Prozent erwartet, erklärte die EU-Kommission. Zugleich dürfte die Inflation in der Euro-Zone mit 5,6 Prozent etwas geringer ausfallen als zunächst gedacht.

Für die EU sind 0,8 Prozent Wachstum zu erwarten. Während Österreich und Deutschland mit 0,5 beziehungsweise 0,2 Prozent Wachstum leicht darunter liegen, ist Schweden das einzige EU-Land, in dem die Wirtschaftsleistung zurückgeht. Hier sei von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,8 Prozent auszugehen, erklärte die Kommission.

Europa bei Nacht
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Gefallene Großhandelspreise für Energie lassen die Wirtschaft in der EU und Euro-Zone aufatmen

Von düsteren Aussichten zu leichtem Optimismus

In ihrer Herbstprognose im November hatte die Brüsseler Behörde noch ein sehr düsteres Bild gezeichnet. Für die gesamte EU hatte sie für 2023 ein Wachstum von nur 0,3 Prozent prognostiziert. „Günstige Entwicklungen seit der Herbstprognose haben die Wachstumsaussichten für dieses Jahr verbessert“, erklärte die Kommission nun.

Sie verwies unter anderem auf die „Diversifizierung der Versorgungsquellen“ für Erdgas sowie den „stark gesenkten Verbrauch“. In der Folge seien die Gasspeicher gut gefüllt und der Großhandelspreis auf das Niveau von vor dem russischen Angriff auf die Ukraine gefallen.

Inflation von 6,4 Prozent heuer

Insbesondere deswegen geht Brüssel auch von einer niedrigeren Inflation in der Euro-Zone aus. Im November lag die Prognose für das Jahr 2023 noch bei 6,1 Prozent. Allerdings habe die Kerninflation – also ohne Lebensmittel und Energie – ihren Höhepunkt wohl noch nicht erreicht. Dennoch lege das Vertrauen der Unternehmen wieder zu. Für die gesamte EU rechnet die Kommission mit einer Inflation von 6,4 Prozent in diesem Jahr.