„Operation Achilles“: Ermittlungen gegen 10.000 Verdächtige

Vor knapp zwei Jahren ist der „größte kriminalpolizeiliche Ermittlungskomplex“ aufgenommen worden, den es in Österreich je gegeben hat: die „Operation Achilles“. Dabei nahm das Bundeskriminalamt Ermittlungen gegen insgesamt 10.000 Personen auf, die Mafia-Organisationen in Serbien und Montenegro angehören sollen.

In Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen FBI wurden Unterhaltungen via Kryptohandys entschlüsselt. Darin ging es unter anderem um Drogenhandel, um Folter und Auftragsmorde.

Im Gespräch mit dem Ö1-Radio zog Daniel Lichtenegger, führender Drogenermittler im Bundeskriminalamt, Bilanz: „Wir sprechen von Knochenbrüchen, Folterungen, Misshandlungen, Morden, de facto Exekutionen samt Entfernen von diversen Gliedmaßen und dann Zurschaustellung von diesen. Das passiert auch inmitten von Europa. Und ich will nicht ausschließen, dass es auch in Wien passiert ist.“

In Österreich arbeiteten rund 15 Ermittler des Bundeskriminalamts sowie weitere Dutzende in den Landeskriminalämtern. Sie werteten Chats, Fotos und Videos von mehr als 10.000 Personen und etwa 50 Verbrechersyndikaten mit Bezug zu Österreich aus. Der Fokus liege auf serbischen und montenegrinischen Clans.

Lichtenegger beschrieb Österreich als Rückzugsgebiet und Verhandlungsort für diese Clans. Die Folterungen und Morde großteils auf dem Balkan seien Teil von Bandenkriegen und Bestrafungsaktionen. Als besonders brutal gilt die angebliche Nummer drei des Kavac-Clans, ein 34-Jähriger mit dem Spitznamen „Dexter“.

Dieser sei ein führendes Mitglied eines der Balkan-Kartelle und auch „Statthalter“ in Wien. „Grundsätzlich werden ihm acht Mordaufträge zur Last gelegt“, so Lichtenegger. „Dexter“ war im Juni 2021 einer von 81 Festgenommenen in Österreich im Rahmen einer anderen internationalen Polizeiaktion. Das Ersturteil gegen ihn lautete elf Jahre Haft, Anwalt Werner Tomanek kündigte eine Nichtigkeitsbeschwerde an.

„Der Datensatz, also die riesigen Datenmengen, ist Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil das ja mit Ressourcen in Verbindung steht. Das bedeutet, dass wir noch zehn Jahre brauchen. Das ist einfach der größte kriminalpolizeiliche Ermittlungskomplex in Österreich, den es je gegeben hat“, so Lichtenegger. Insgesamt wurden durch die „Operation Achilles“ Gefängnisstrafen im Ausmaß von mehr als 200 Jahren verhängt.