Schottland: Kampf um Sturgeons Nachfolge beginnt

Nach dem angekündigten Rücktritt der schottischen Regierungschefin Nicola Sturgeon beginnt der Kampf um die Nachfolge. Das Exekutivkomitee von Sturgeons Schottischer Nationalpartei (SNP) wollte sich heute treffen, um einen Zeitplan festzulegen. Frühestens Ende März wird mit einer Entscheidung gerechnet. Der Rückzug der 52-Jährigen als Parteichefin und First Minister kam überraschend, natürliche Nachfolgekandidatinnen und -kandidaten gibt es nicht.

Als mögliche Bewerberinnen und Bewerber gelten SNP-Vize Keith Brown, Finanzministerin Kate Forbes, Gesundheitsminister Humza Yousaf, Verfassungsminister Angus Robertson und Vizeregierungschef John Swinney. Allerdings erreichen in ersten Umfragen alle nur einstellige Werte. Sturgeon hatte angekündigt, sie werde keine Wahlempfehlung geben. Die scheidende Regierungschefin will bis zur Kür eines Nachfolgers bzw. einer Nachfolgerin im Amt bleiben.

In Glasgow feierten tags zuvor Dutzende Anhängerinnen und Anhänger der Union mit Großbritannien den Rückzug. Sturgeon gilt als treibende Kraft der Unabhängigkeitsbewegung. Befürworterinnen und Befürworter einer Loslösung sehen einen solchen Schritt nun in weite Ferne gerückt.

Profitieren von dem Rücktritt könnte vor allem die Labour-Partei. Die größte Oppositionspartei im britischen Unterhaus, die gegen eine Unabhängigkeit ist, hatte in den vergangenen Jahren in Schottland viele Stimmen an Sturgeons SNP abgeben müssen, die ähnlich sozialdemokratische Positionen vertritt. Jetzt könnte Labour die Nutznießerin eines möglichen Führungsstreits in der SNP sein und einem klaren Sieg bei der britischen Parlamentswahl 2024 näherrücken.