Kaputte Schiffe in Guanabara Bay in Niteroi, Rio de Janeiro
Reuters/Pilar Olivares
Rio de Janeiros Hafen

Von Bilderbuchbucht zu Schiffsfriedhof

Die berühmte Christusstatue, die sich majestätisch über die Dächer der Millionenmetropole erhebt und den Zuckerhut und jene sattgrünen Hügel überblickt, die sanft in die tiefblaue Meeresbucht übergehen: Es ist wohl genau das Bild, das die ganze Welt von Rio de Janeiro hat – und das unzählige Postkarten ziert. Was die Postkarten aber nicht zeigen: Die einst paradiesische Traumbucht ist längst zu einem Schiffsfriedhof und zu einer Mülldeponie verkommen.

Ansicht von Rio de Janeiro und der Guanabara Bucht
Getty Images/Andrea Pistolesi
„Die malerische Bucht von Rio de Janeiro ist ein giftiger Schiffsfriedhof“, schrieb kürzlich auch „Bloomberg“ über den Zustand der Guanabara-Bucht. Dutzende verlassene Schiffswracks würden vor sich hin rosten und verrotten, Müll und Abwasser meist ungefiltert aus den umliegenden Städten in die Bucht fließen.

Rio: Schiffsfriedhof kontaminiert Bucht

Seit Jahrzehnten werden in der Guanabara-Bucht in Rio de Janeiro Schiffswracks abgelagert, die zur erheblichen Belastung der Umwelt beitragen. Die verrotteten Wracks sinken langsam und unaufhaltsam auf den Meeresboden. Umweltschützerinnen und -schützer kritisieren seit Jahren den bedenklichen Zustand der einst malerischen Bucht vor der zweitgrößten Stadt Brasiliens. Oft dienen die verrosteten Rümpfe obdachlosen Menschen als notdürftige Unterkunft. Die hoch kontaminierte Bucht stellt sowohl für Mensch als auch Tier eine Gefahr für die Gesundheit dar.

Conceicao Island in Guanabara Bay in Niteroi, in Rio de Janeiro
Reuters/Pilar Olivares
In der Bucht vor Niteroi, der gegenüberliegenden Stadt von Rio, befinden sich offiziellen Angaben der brasilianischen Navy zufolge 51 Wracks – doch in Wahrheit dürften es viele, viele mehr sein
Kaputte Schiffe in Guanabara Bay in Niteroi, Rio de Janeiro
Reuters/Pilar Olivares
Das Problem: Niemand kenne das genaue Ausmaß des Schadens, „was zum Teil an der bürokratischen Verwirrung darüber liegt, wer verantwortlich ist“, so „Bloomberg“. Einheimische würden die Behörden kritisieren, da diese nicht gegen nachlässige Besitzer vorgehen und der teils giftige Sondermüll somit einfach in den Gewässern bleibt.
Kaputte Schiffe in Guanabara Bay in Niteroi, Rio de Janeiro
Reuters/Pilar Olivares
All das führt dazu, dass das Wasser der Bucht zunehmend kontaminiert wird. Auch seit der Privatisierung des Wasser- und Abwasserversorgers CEDAE 2021 hat sich an der Situation nichts geändert.
Kaputte Schiffe in Guanabara Bay in Niteroi, Rio de Janeiro
Reuters/Pilar Olivares
Die Folgen der Umweltverschmutzung: Immer weniger Fische, immer mehr multiresistente „Superbakterien“: „Wenn Sie über Rio de Janeiro fliegen, sehen Sie, dass praktisch alle Flüsse der Stadt durch Abwasser kontaminiert sind. Diese Kloake landet in den Lagunen und Stränden. Zu baden ist wie russisches Roulette. Sie wissen nicht, womit Sie in Berührung kommen“, meinte der Biologe Mario Moscatelli bereits vor einigen Jahren gegenüber dem „Deutschlandfunk“.
Kaputtes Schiff in Guanabara Bay in Niteroi, Rio de Janeiro
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„Verrottende Holzschiffe dümpeln vor den Docks und versinken langsam. Schlepper sinken unter dem Gewicht des Wassers, ihre Rümpfe liegen auf dem flachen Meeresgrund. Andere Schiffe sind dort schon so lange vergessen, dass nur noch ihre verrosteten Skelette über die Wellen ragen“, schreibt „Bloomberg“.
Kaputte Schiffe in Guanabara Bay in Niteroi, Rio de Janeiro
Reuters/Pilar Olivares
Vor allem an den Ausläufern der Bucht werden die Wrackteile angeschwemmt. Vergangenen November prallte ein seit sechs Jahren verlassener Frachter durch einen heftigen Sturm aber sogar gegen die stark befahrene Brücke, die Rio mit Niteroi verbindet.
Reiher in Guanabara Bay in Niteroi, Rio de Janeiro
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Die alten Wracks bieten Schutz für allerlei Tiere – manchmal auch für Obdachlose. Doch der teils toxische Müll sowie Abwässer stellen eine große Gefahr für die Gesundheit dar.
Kaputtes Schiff in Guanabara Bay in Niteroi, Rio de Janeiro
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Auch „Bloomberg“ schreibt: „Rios berühmtes Hafenviertel ist ein Gesundheitsrisiko. Das Wasser ist so schmutzig, dass die meisten Einwohnerinnen und Einwohner nicht einmal daran denken würden, darin zu schwimmen.“
Verwüstete Schiffstoilette in Guanabara Bay in Niteroi, Rio de Janeiro
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Teil eines Badezimmers in einem verlassenen Schiff am Ufer der Guanabara-Bucht: All das Plastik, der Rost, die Metall- und Eisenabfälle werden früher oder später am Meeresboden vor sich hin rotten.
Viertel Morro do Mic in Guanabara Bay in Niteroi, Rio de Janeiro
Reuters/Pilar Olivares
Im Zuge der Olympischen Spiele 2016 versprach die Regierung eine große Säuberungsaktion: Bis zu 80 Prozent der Verschmutzung sollten die Behörden reduzieren.
Kaputte Schiffe in Guanabara Bay in Niteroi, Rio de Janeiro
Reuters/Pilar Olivares
Und ein Blick auf die Bilder der Bucht zeigt: Auch mehr als sechs Jahre später ist man davon noch weit entfernt