Berlinale und Filme als Stütze in Krisenzeiten

Filme sind für US-Schauspielerin Kristen Stewart in politischen Krisenzeiten ein gutes Mittel gegen Gefühle von Ohnmacht. „Es ist eine tolle Möglichkeit, daran mitzuwirken, schöne Dinge in einer Zeit zu betonen, in der es hart ist, daran festzuhalten“, sagte die 32-Jährige Juryvorsitzenden bei der Eröffnungspressekonferenz der heute anlaufenden Internationalen Filmfestspiele von Berlin (Berlinale).

Jurymitglieder Golshifteh Farahani, Jurypräsidentin Kristen Stewart, Radu Jude und Carla Simon
AP/Invision/Joel C Ryan

Laut Stewart sei es „die Aufgabe eines Künstlers, ein ekelhaftes oder schlimmes Thema aufzugreifen, es zu verarbeiten und in etwas Schöneres, Hilfreiches zu verwandeln.“ Stewart erinnerte in der Eröffnungspressekonferenz schließlich auch an den politischen Charakter der Berlinale. „Speziell dieses Festival ist, was seine Geschichte betrifft, auf positive Weise konfrontativ und politisch.“

„Hier zu sitzen und tatsächlich einen Moment zu haben, sich umzublicken und zu schauen, wie die Leute auf eine Welt, die um uns herum zusammenfällt, reagieren … das ist eine Möglichkeit, zu der ich offensichtlich nicht Nein sagen konnte“, so Stewart. Es sei aber nicht ihre Entscheidung gewesen, den diesjährigen Berlinale-Juryvorsitz zu führen. „Ich war schockiert, dass sie mich anriefen“, wie Stewart dazu eingestand.

Berlin als Symbol der Freiheit

Die ebenfalls in der Jury sitzende iranische Schauspielerin Golshifteh Farahani (39) betrachtet Berlin als die Stadt, in der die Mauer zum Einsturz gebracht wurde, ein Symbol für Freiheit. Sie sei froh, dass die Berlinale das Kino und den Film feiere und man sich zusammen für Kunst und Kultur einsetze. „Auch wenn man das Gefühl hat, die Welt bricht zusammen, an vielen Stellen, nicht nur im Iran“, erklärte sie mit Verweis auf den Krieg in der Ukraine und das Erdbeben in der Türkei und Syrien.

Der chinesische Regisseur und Jurymitglied Johnnie To (67) sagte zur Bedeutung von Film und Kino: „Gerade Diktaturen sind gegen den Film, weil Film, weil Kino so eine enge Verbindung zum Publikum, zu den Menschen hat. Es gilt weltweit: Wenn man um Freiheit kämpfen will, dann muss man sich einsetzen fürs Kino, für den Film.“

Teil der siebenköpfigen Jury sind in diesem Jahr zudem die deutsche Regisseurin Valeska Grisebach, die US-Casting-Agentin Francine Maisler, der rumänische Regisseur Radu Jude und die spanische Regisseurin Carla Simon, deren Film „Alcarras“ im vergangenen Jahr gewonnen hatte. Feierlich eröffnet wird die Berlinale am Abend mit der Komödie „She Came to Me“ von Regisseurin Rebecca Miller.