So schaffte es die Klimaaktivistin Lena Schilling kurz auf den Red Carpet und entrollte ein Protestbanner. Und sie wurde dabei von mehreren prominenten Ballgästen unterstützt – so äußerten sich etwa die Schauspielerin Hilde Dalik und ihr Kollege und Lebensgefährte Michael Ostrowski. Für radikaleres Vorgehen wie Festkleben gab es bei den Promis freilich kein Verständnis.
Kurz vor der Eröffnung stürmten dann noch vier Klimaaktivisten – zwei Frauen und zwei Männer – in die Oper und enthüllten auf der Feststiege ebenfalls ein Transparent mit der Aufschrift „Ihr tanzt – wir brennen“, sie wurden dann von der Polizei rasch aus der Oper eskortiert. Davor war eine mutmaßliche weitere Aktivistin, die per Rad zum Red Carpet gelangen wollte, umgehend von der Polizei abgeführt worden.
Natürlich nahmen Spitzenvertreter der Republik und der heimischen Politik – von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Kanzler Karl Nehammer und Parlamentspräsident Wolfgang Sobotka abwärts – teil. Ehrengast Van der Bellens war Physiknobelpreisträger Anton Zeilinger – übrigens ein regelmäßiger Gast des Balls.
Talk mit Physiknobelpreisträger Anton Zeilinger
Physiknobelpreisträger Anton Zeilinger im Interview mit Mirjam Weichselbraun.
„Schön, dass wir zu Traditionen zurückkehren“
Van der Bellen betonte, es sei schön, dass man nach zwei Jahren Pandemie wieder zu alten Traditionen zurückkehre, und wünschte allen gute Unterhaltung. Seine Gattin Schmidauer verwies darauf, dass Frauen von der Pandemie besonders getroffen worden seien. Es gebe noch viele Nachteile für Frauen und es sei nötig, auf politischer Ebene, aber auch durch Spenden zu helfen.
Nehammer nannte den Ball nach der Pandemie und anderen aktuellen Krisen ein Signal, „dass wir viel stärker sind als wir glauben“. Das sei ein sehr gutes Zeichen.
Im Zeichen der Wiener Tanzmusik
Die Eröffnung stand heuer ganz im Zeichen von hundert Jahren Wiener Tanzmusik und Operette. Für den Höhepunkt wurden die finnische Sängerin Camilla Nylund und der Tenor Andreas Schager gewonnen. Das Jungdamen- und Jungherrenkomitee tanzte erneut unter der Leitung der oberösterreichischen Tanzschule Santner. Die 144 Paare zogen heuer zur „Polonaise A-Dur, op. 40 Nr. 1“ von Frederic Chopin in den Saal ein.
Die Mode beim Opernball 2023: Teil eins
Ein Blick auf die modischen Highlights beim Opernball 2023.
Fonda zeigte sich begeistert
US-Schauspielstar Jane Fonda zeigte sich begeistert. Sie habe noch nie 5.000 Menschen auf einmal Walzertanzen gesehen. So etwas gebe es in ihrer Heimat nicht. Sie habe nicht gewusst, was sie hier erwarten würde. Dass sie als ältere Frau Rollen in gleich mehreren Filmen bekommen habe, sei ein Zeichen dafür, dass sich Dinge ändern würden. Hollywood werde klüger, denn ältere Frauen seien die am stärksten wachsende demografische Gruppe, sah Fonda den sehr handfesten Grund für das Umdenken.
„Sie ist super drauf“
Lugner freute sich, dass sein Gast „super drauf“ war. Aber wie von ihm prophezeit, gab sie ihm tanztechnisch einen Korb und verließ den Ball, sobald sie laut Vertrag wieder „frei“ war, also um Mitternacht.
Blick auf die Feststiege
Christoph Wagner-Trenkwitz und Karl Hohenlohe werfen einen Blick auf die Feststiege und den Red Carpet.
Fonda hatte bei ihrer Pressekonferenz vor dem Ball gleich mehrfach aufhorchen lassen. Einerseits räumte sie erfrischend freimütig ein, dass sie nach Wien gekommen sei, weil sie das Geld brauche. Andererseits machte die engagierte Umweltschützerin auf die Anliegen der Klimaaktivistinnen und -aktivisten aufmerksam und betonte, sie wäre nicht gekommen, hätte sie gewusst, dass der Ball vom Öl- und Gaskonzern OMV gesponsert wird.
„Alles Walzer“: Der Tanz im Ballsaal
„Alles Walzer“: Es wird getanzt beim Wiener Opernball 2023.
Noth: „Ich habe keine Ahnung“
US-Schauspieler Chris Noth („Mr. Big“ von „Sex and the City“) kam als Ehrengast von Patricia Schalko und ihrem Freund, dem Rechtsanwalt Tassilo Wallentin, zum Ball. Es sehe aus wie in einem Märchen, meinte er. Vom Ball habe er vorher aber nie gehört. Und er habe keine Ahnung, er kenne nicht einmal den Walzer.
Auf dem Red Carpet und in der Oper gab es viele farbenfrohe Ballroben zu sehen, für besonders viel Aufsehen bei den Fotografen sorgte Lili Paul-Roncali mit einer freizügigen Glitzerrobe.
In der Loge des Unternehmers Klemens Hallmann und seiner Frau, des Models Barbara Meier, nahmen unter anderen Regisseur Thomas Roth, Schauspieler Jeff Wilbusch, das Mimenpaar Michael Ostrowski und Hilde Dalik sowie der Street- und Pop-Art-Künstler Niclas Castello Platz.
Politische Ehrengäste
Nehammer hatte den belgischen Amtskollegen Alexander De Croo als Ehrengast. Finanzminister Magnus Brunner hatte seinen deutschen Amtskollegen Christian Lindner eingeladen, der sich von dem Event begeistert zeigte und scherzhaft meinte, er trinke derzeit nur Wasser, sei also der günstigstmögliche Gast für Brunner.
„Eat the Rich“-Demo
Während die Promis vor der Oper vorfuhren und über den Red Carpet schritten, versammelten sich in der Nähe die Demonstranten, die wieder unter dem Motto „Eat the Rich“ gegen soziale Ungerechtigkeit protestierten. Aber auch viele Schaulustige versammelten sich gegenüber der Oper. Die Demo endete vor Beginn der Eröffnung des Balls.
Impressionen aus dem Ballsaal
Teresa Vogl, Andi Knoll, Christoph Wagner-Trenkwitz und Karl Hohenlohe berichten aus dem Ballsaal vom Wiener Opernball 2023.
Solidaritätsaufschlag für Gäste
Angesichts multipler Krisen stand der Ball unter einem besonderen Zeichen. Mit dem Motto „Hand in Hand ‚alles Walzer‘“ wurde die vom ORF getragene Initiative „Österreich hilft Österreich“ unterstützt. Für die Gäste bedeutete das einen „Solidaritätsaufschlag“ auf Tickets. Diese kosteten 350 statt 315 Euro, die zusätzlichen 35 Euro gehen an „Österreich hilft Österreich“. Einen „Solidaritätsaufschlag“ von zehn Prozent gab es auch auf die gesamte Gastronomie. Medienberichten zufolge kostete ein kleines Bier dieses Jahr 13,50 Euro. Die teuerste Loge beim Opernball kostete 23.600 Euro und bot für zwölf Personen Platz.