Neue Proteste in mehreren iranischen Städten

Im Iran haben erneut zahlreiche Menschen gegen die politische und geistliche Führung demonstriert. Proteste gab es laut Berichten von Augenzeugen gestern Abend unter anderem in der Hauptstadt Teheran, der Millionenstadt Maschhad im Nordosten sowie den Kurdengebieten. Aktivisten und Aktivistinnen hatten nach der traditionellen Trauer von 40 Tagen um zwei hingerichtete Demonstranten zu neuen Protesten aufgerufen.

Augenzeugen berichteten über heftige Proteste in den kurdischen Städten Sanandadsch und Ghorweh, wo Demonstranten Barrikaden errichteten und Mülltonnen in Brand steckten. Sicherheitskräfte reagierten mit Warnschüssen. Mehrere Jugendliche sollen in Polizeiautos gezerrt worden sein.

Proteste auch in Teilen Teherans

In anderen Landesteilen zogen wieder viele Frauen durch die Straßen. Auch in Teheran waren Rufe wie „Tod dem Diktator“ und „Frau, Leben, Freiheit“ zu hören. Die Proteste beschränkten sich jedoch auf einzelne Viertel der Hauptstadt. Im Zentrum blieb die Lage ruhig.

Die Proteste hatten Mitte September nach dem Tod der iranischen Kurdin Mahsa Amini begonnen. Die 22-Jährige starb in Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstoßes gegen die Kopftuchpflicht von der Religionspolizei festgenommen worden war. Die Proteste stürzten die politische Führung in die schwerste Krise seit Jahrzehnten.

In den vergangenen Wochen hatten die Demonstrationen nach der Hinrichtung von vier Demonstranten zunächst abgenommen. Ihren Protest drücken viele Frauen inzwischen aus, indem sie die Pflicht zum Tragen eines Kopftuchs ignorieren. Präsident Ebrahim Raisi hatte die Proteste jüngst für beendet erklärt.