Yoko Ono feiert 90er

Sie ist die wohl berühmteste Witwe der Welt und sie polarisiert nach wie vor: Yoko Ono wird heute 90 Jahre alt. Die Konzept- und Performance-Künstlerin hatte maßgeblich Anteil daran, dass ihr Ehemann, der Beatle John Lennon, zur Ikone der Friedensbewegung wurde. Noch heute ist Frieden auf der Welt Onos Botschaft und Antrieb.

Ono lernte Lennon Ende der 1960er Jahre in einer Londoner Galerie kennen, die beiden verliebten sich auf der Stelle. Doch Lennon war noch mit seiner ersten Frau Cynthia verheiratet, mit der er Sohn Julian hatte. Auch Ono war schon zweimal verheiratet, ihr Privatleben war schon vor Lennon äußerst turbulent. So entführte etwa ihr zweiter Ehemann die minderjährige Tochter Kyoko. Es sollte über 20 Jahre dauern, bis die beiden einander wiedersehen sollten.

Yoko Ono 2018
picturedesk.com/PBG/PA

Nicht Trennungsgrund

Mit Lennon wurde Ono schlagartig weltberühmt, sie war dabei, als die Beatles ihr letztes gemeinsames Album „Let It Be“ aufnahmen. Zahllose Fans gaben der Frau, die avantgardistische Performances abhielt und deren Gesang für melodieorientierte Ohren nicht maßgeschneidert war, die Schuld an der Trennung der Beatles – ein Ruf, den sie bis heute nicht abschütteln konnte. Dabei stimmte es nicht: Sowohl die Bandmitglieder als auch Ono selbst stritten das ab.

„Sie hat die Gruppe mit Sicherheit nicht auseinanderbrechen lassen, die Gruppe ist selbst auseinandergebrochen“, sagte Paul McCartney einmal. Regisseur Peter Jackson, der 2021 die Dokumentation „The Beatles: Get Back“ veröffentlichte, sagte über Ono: „Sie hatte eine sehr freundliche Präsenz und mischte sich nicht im Geringsten ein.“

Nach der Trennung der Beatles wandelte Lennon auf Solopfaden und nahm Stücke mit Ono als Plastic Ono Band auf. Auf den Flitterwochen reisten sie durch die Welt und hielten in Hotelzimmern – darunter auch im Wiener Sacher – „Bed-ins“ für den Frieden ab. Die Beziehung mit Lennon lief holprig, Alkoholabstürze und Affären führten wiederholt zu Trennungen. Erst mit dem gemeinsamen Sohn Sean, 1975 geboren, kamen beide zur Ruhe. Die Harmonie sollte nur kurz halten: 1980 wurde Lennon in New York vor Onos Augen erschossen. Nur Stunden zuvor hatte Starfotografin Annie Leibovitz das Paar noch gemeinsam nackt auf dem Bett für den „Rolling Stone“ fotografiert.

Seither ist Ono unermüdlich für Frieden im Einsatz, ihre Kunst ist zudem bei Ausstellungen rund um die Welt zu sehen. Außerdem kümmert sich Ono um Lennons Nachlass. Zum runden Geburtstag erstellte Sohn Sean einen virtuellen „Wunschbaum“, an dem Menschen auf der ganzen Welt ihre Wünsche online posten und zu Onos Ehren auch echte Bäume pflanzen können.

Mit den Vorwürfen gegen sie hat sich Ono im Lauf der Zeit versöhnt. „In den letzten 50, 60 Jahren wurde ich beschimpft, wurden Lügen über mich verbreitet und Hassbriefe an mich geschickt“, sagte sie einmal. Den Hass habe sie „in positive Energie umgepolt“. „So viel Energie war das, dass ich jetzt genug für 200 Jahre habe.“