Seoul schafft Parkplätze nur für Frauen ab

In der Hauptstadt Südkoreas, Seoul, werden jene Parkplätze, die ausschließlich für Frauen reserviert sind, abgeschafft. Mit Ende März will die Stadtverwaltung die Parkplätze in Familienparkplätze umwandeln. Für Kritiker und Kritikerinnen sind die Pläne ein weiteres Beispiel für eine frauenfeindliche Politik in Südkorea.

Nach einer Reihe von Gewaltverbrechen in Tiefgaragen führte Seoul 2009 Schritt für Schritt „Frauenparkplätze“ ein. Auf knapp 2.000 der fast 17.000 öffentlichen Parkplätze dürfen ausschließlich Frauen parken. In der Regel befinden sie sich in der Nähe von Gebäudeeingängen, damit die Frauen nicht im Dunkeln durch Kellerräume gehen müssen.

Von Frauen- zu Familienparkplätzen

Befürworter der geplanten Abschaffung meinen unter anderem, dass andere Bevölkerungsgruppen wegen der Frauenparkplätze diskriminiert würden. Zudem würden diese Parkplätze lediglich das Klischee bedienen, Frauen könnten nicht einparken.

Frauenrechtsorganisationen verweisen darauf, dass manche Parkplätze deshalb größer seien, weil Frauen den größten Teil der Kinderbetreuung übernehmen und den zusätzlichen Platz zum Ein- und Aussteigen ihrer Kinder benötigen. Zudem würden die ausgewiesenen Parkplätze Frauen besser vor Angriffen schützen.

Wie die Stadtverwaltung von Seoul diese Woche mitteilte, werden die Parkplätze in Familienparkplätze umgewandelt, damit eine größere Anzahl von Menschen unabhängig vom Geschlecht „in den Genuss der Vorteile kommen kann“, wie die „Korean Times“ berichtete.

Konservative Regierung gegen Feminismus

Frauenschutzvereine sehen in dem Vorgehen der Stadt Seoul ein weiteres Zeichen einer antifeministischen Welle in Südkorea. So hatte die konservative Regierung unter Yoon Suk Yeol im Dezember angekündigt, das Ministerium für Geschlechtergerechtigkeit und Familie abzuschaffen.

Der seit Mai vergangenen Jahres amtierende Präsident wurde wegen seiner antifeministischen Rhetorik scharf kritisiert. Yoon gab etwa dem Feminismus die Schuld an der geringen Geburtenrate und behauptete, Feminismus verhindere „gesunde Beziehungen“ zwischen Männern und Frauen.

Südkorea belegt seit Jahren die hinteren Plätze, wenn es um die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern geht. Laut Daten der OECD verdienen Südkoreanerinnen 31,1 Prozent weniger als Südkoreaner.