Nach Polemik im Vorfeld: Paolo Conte in Mailänder Scala gefeiert

Wenige Wochen nach seinem 86. Geburtstag hat der italienische Sänger Paolo Conte gestern Abend sein Debüt in der Mailänder Scala gegeben. Er war nach Medienberichten der erste „Cantautore“ – italienische Liedermacher – überhaupt, der in dem legendären Opernhaus in der lombardischen Metropole sang.

An seinem Auftritt dort hatte sich zuvor auch Kritik geregt, doch kaum hatte Conte die Bühne betreten, um sich ans Klavier zu setzen, brandete tosender Applaus auf, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. „L’Avvocato“ – der Rechtsanwalt – wie der gelernte Jurist oft respektvoll genannt wird, war wie immer ganz in Schwarz gekleidet.

Kritiker fürchteten „gefährlichen Präzedenzfall“

Kritiker sahen in dem Auftritt eine Profanierung des Musentempels. Der Musikjournalist Piero Maranghi, Chef eines Klassikkanals auf Sky, hatte in einem von der Zeitung „Il Foglio“ veröffentlichten offenen Brief an Conte von einer „Ohrfeige für die Geschichte der Scala“ und einem „sehr gefährlichen Präzedenzfall“ gesprochen.

Zu Contes Verteidigern zählte der langjährige Kunstkritiker und heutige Staatssekretär im Kulturministerium, Vittorio Sgarbi. Das Theater selbst reagierte auf die Polemik laut Presseberichten frei nach William Shakespeare mit den Worten: „Viel Lärm um nichts“.

Der aus der Weinstadt Asti im Piemont stammende Conte hatte den Anwaltsberuf schon in jungen Jahren an den Nagel gehängt und 1968 für Adriano Celentano den Welthit „Azzurro“ geschrieben, die inoffizielle Nationalhymne Italiens. Erst viele Jahre später sang er ihn selber. Zu seinen bekanntesten Liedern zählen außerdem „Via con me“, „Un gelato al limon“ und „Sotto le stelle del Jazz“. Das Konzert in der der 1778 eröffneten Scala war binnen 24 Stunden ausverkauft.