Skifahrer auf einer Piste
ORF.at/Christian Öser
Flexibel und wirtschaftlich

Patentrezept für Liftkartenpreise gesucht

Verbreitet apere Pisten in den Weihnachtsferien, große Schneemassen im Jänner und dahinschmelzende Skiträume im frühlingshaften Februar: Der heurige Winter ist für den Tourismus eine Herausforderung. Dank künstlicher Beschneiung lässt sich der Pistenbetrieb sichern, oft aber mit Abstrichen. In der Schweiz versucht ein Skigebiet, die Einschränkungen durch Preisreduktionen bei Liftkarten abzufedern – und die Debatte über dynamische Preise nimmt wieder Fahrt auf.

Liftkarten sind teurer denn je und für viele bereits unbezahlbarer Luxus. Gestiegene Energiepreise und durch Schneemangel höhere Pistenwartungskosten setzen aber auch Liftbetreiber unter Druck. Die früher ganz selbstverständlichen Schneegarantie in der Hauptsaison lässt sich nicht mehr so leicht geben.

Wie die Zeitung „Blick“ online berichtete, zieht das Familienskigebiet Braunwald im Kanton Glarus als erstes Schweizer Skigebiet die Konsequenzen und bietet – weil heuer schon zur Ferienzeit im Februar nicht alle Pisten geöffnet sein können – die Liftkarten zum Nebensaisontarif an. Statt 54 Franken (54,75 Euro) kostet die Tageskarte für Erwachsene nur 43 Franken (43,59 Euro), ist also um gute 20 Prozent günstiger.

Schneearmes Skigebiet Kötschach-Mauthen Vorhegg
ORF/Christian Öser
Viel Sonne, kein Naturschnee mehr: Die Talabfahrt ist heuer in vielen Gebieten schon im Februar unattraktiv bis unmöglich

Eine derartige Regelung sei fair und mache auch aus kommerzieller Sicht Sinn, erklärte Roland Schegg, Professor am Institut für Touristik an der Hochschule HES-SO Valais-Wallis, gegenüber „Blick“. Weil die flexible Preisgestaltung aber jene benachteiligt, die ihre Tickets im Voraus kaufen, wurde der Vorverkauf gänzlich gestoppt.

Schlechte Schneelage, aber schönes Wetter

Braunwald bleibt mit dieser Taktik bisher aber selbst in der Schweiz allein auf weiter Flur. „Dynamic Pricing“ – also dynamische Preisgestaltung – ist bei den Skigebieten im Nachbarland zwar längst gang und gäbe, aber eher im für die Skitouristinnen und -touristen ungünstigeren Sinn: Bei hoher Nachfrage und schönem Wetter steigen die Preise. Aktuell ist beides der Fall, da in der Ferienzeit naturgemäß viele Menschen den lang gebuchten Urlaub ungeachtet der Schneelage antreten.

Eine Art Wetterwette können Onlinekäuferinnen und -käufer bei den Schweizer Skigebieten Pizol und Belalp eingehen. Dort arbeitet man mit wetterabhängigen Preisen und Preisnachlässen mit bis zu minus 50 Prozent. Allerdings müssen die Tickets mindestens sieben Tage im Voraus gekauft werden. Geld zurück gibt es auch dann nicht, wenn man wegen widrigen Wetters gar nicht Skifahren kann. Umgekehrt fährt man aber günstig, wenn entgegen der Prognose gute Verhältnisse herrschen.

Dass die Tickets nicht billiger werden, argumentieren andere Schweizer Skigebiete damit, dass sie in der aktuellen Lage mehr Aufwand für weniger Pistenkilometer betreiben müssen. „In diesem Winter ist die Präparation aufgrund der Schneesituation auch aufwendiger für das Pistenbullyteam“, zitiert „Blick“ dazu etwa die Weisse Arena Gruppe, Betreiberin des Wintersportgebiets Laax.

Österreich: Wer früher bucht, fährt oft billiger

Anreize mit flexibler Preisgestaltung versucht man in Ansätzen auch bereits in österreichischen Skigebieten. Hier nützt es aber jenen, die ihre Entscheidung von Wetter und Pistenverhältnissen abhängig machen eher wenig, da es eher Rabatte für jene gibt, die schon sehr bald ihren Urlaub festlegen.

Andererseits sind die flexiblen Preise in Österreich anders als in der Schweiz ausschließlich nach unten flexibel. Noch teurer als zu Saisonbeginn festgelegt werden die Liftkarten selbst bei Kaiserwetter, großer Auslastung und idealen Pistenbedingungen in den heimischen Skigebieten also nicht.

Frühbucherinnen und -bucher können etwa im Skiverbund Amade je nach Kaufzeitpunkt und Nachfrage Skipässe aber zu einem günstigeren Preis als dem Kassenpreis erhalten, und auch wer früh und online bei den Vorarlberger Bergbahnen im Montafon und Brandnertal bucht, zahlt an Tagen mit geringerer Auslastung auch weniger für Tages- und Mehrtagestickets.

Snowboarderin auf einer Piste in Flachau
ORF.at/Christian Öser
Preisvergleich und Planung zahlen sich aus, wenn man trotz gestiegener Preise den Skiurlaub genießen möchte

Unter der Woche Luft nach unten

Flexible Ticketpreise gibt es seit heuer auch bei den Annaberger Liften, den Hochkar Bergbahnen, den Ötscher Bergbahnen und bei der Erlebnisalm Mönichkirchen. Voraussetzung für Rabatte ist dort aber ebenfalls, dass man frühzeitig bucht und eher an schlechter ausgelasteten Tagen unter der Woche Zeit für einen Skitag hat.

Wie der Ski Guide Austria 2023 beschreibt, haben Testkäufe gezeigt, dass bei langfristigen Buchungen die Vorjahrespreise (trotz der Preissteigerungen) wirklich deutlich unterschritten werden können – sofern man frühzeitig kauft. „Positiv ist, dass die meisten heimischen Skigebiete Höchstpreise angeben, die auch bei starkem Buchungsdruck nicht überschritten werden“, hebt der Skigebietsführer hervor.