Der ehemalige Hollywood-Mogul Harvey Weinstein
AP/Etienne Laurent
Vergewaltigung

Weitere Haftstrafe für Ex-Filmmogul Weinstein

Der ehemalige Hollywood-Mogul Harvey Weinstein ist wegen Sexualverbrechen zu einer weiteren Haftstrafe von 16 Jahren verurteilt worden. Das entschied ein Richter in Los Angeles am Donnerstag. Weinstein war 2020 nach einem Prozess in New York wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung bereits zu einer Haftstrafe von 23 Jahren verurteilt worden.

Weinstein legte umgehend Berufung ein. Mit dem Urteil erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass der mit dem Academy Award ausgezeichnete Produzent des Films „Shakespeare in Love“ den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen wird.

Der Schuldspruch in dem Strafprozess erfolgte bereits im Dezember: Damals hatten die Geschworenen in Kalifornien den ehemaligen Hollywood-Mogul wegen Sexualverbrechen in drei Anklagepunkten, darunter Vergewaltigung, schuldig gesprochen. In einem Punkt wurde er freigesprochen, in drei weiteren Punkten gab es keine Einigung.

Lange Debatte der Geschworenen

Die Geschworenen, acht Männer und vier Frauen, mussten in jedem Anklagepunkt ein einstimmiges Urteil fällen. Das war ihnen in drei Punkten nicht gelungen. Ihre Beratungen über zehn Tage hinweg dauerten über 40 Stunden an.

Es ging um sieben Anklagepunkte, darunter Vergewaltigung und andere sexuelle Übergriffe. Die Vorwürfe stammten von vier Frauen in einem Zeitraum von 2004 bis 2013. Die meisten Übergriffe sollen in Hotels in Beverly Hills stattgefunden haben.

Drastische Details beschrieben

In dem mehrwöchigen Prozess in Kalifornien hatten die vier Klägerinnen teils unter Tränen und mit drastischen Details mutmaßliche Übergriffe Weinsteins beschrieben. Nach Darstellung von Weinsteins Verteidigern waren sexuelle Handlungen einvernehmlich und einige der vorgebrachten Vorwürfe von den Frauen frei erfunden. Weinsteins Anwälten zufolge hätten die Klägerinnen mit dem einflussreichen Filmproduzenten Sex gehabt, um in Hollywood weiterzukommen.

Die Staatsanwaltschaft hatte den Angeklagten als „degenerierten Vergewaltiger“ dargestellt, der seine Macht dazu benutzt habe, Frauen nachzustellen und wie ein Raubtier zu handeln.

Unter den Klägerinnen war unter anderen Jennifer Siebel, die jetzige Ehefrau des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom. Als angehende Schauspielerin und Produzentin habe sie 2005 mit Weinstein über berufliche Projekte sprechen wollen, sei aber dabei in einem Hotelzimmer von ihm vergewaltigt worden, sagte sie im Zeugenstand aus. In den beiden Anklagepunkten, die Siebel betrafen, konnte die Jury kein einstimmiges Urteil fällen.

Jennifer Siebel Newsom (Frau des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom)
AP/José Luis Villegas
Siebel bei der Angelobung ihres Mannes heuer im Jänner

2020 erstmals verurteilt

Mit dem Verfahren in Kalifornien stand Weinstein ein weiteres Mal wegen sexueller Übergriffe vor Gericht. Ein Prozess in New York wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung endete 2020 mit einem Schuldspruch in zwei Punkten und einer Haftstrafe von 23 Jahren. Sein Anwaltsteam legte kürzlich Berufung gegen dieses Urteil ein. Eine Entscheidung darüber steht noch aus.

Der erste Weinstein-Prozess in New York markierte einen Meilenstein der Rechtsgeschichte. Der Fall hatte damals die „#MeToo“-Bewegung maßgeblich mit ausgelöst. Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen.

Nächstes Urteil auch für R. Kelley

Praktisch zeitgleich mit Weinstein wurde am Donnerstag ebenfalls eine zweite Haftstrafe für einen weiteren Prominenten verkündet: Der bereits wegen Sexualstraftaten im Gefängnis sitzende Ex-Popstar R. Kelly (56) ist erneut zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Ein Richter in Chicago urteilte am Donnerstag allerdings, dass Kelly seine Haftstrafen größtenteils parallel absitzen darf. Kelly war im vergangenen Jahr in New York unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger bereits zu einer Haftstrafe von 30 Jahren verurteilt worden.

Ex-Popstar R. Kelly vor Gericht
Reuters/E. Jason Wambsgans/Chicago Tribune
Kelly bei einer Anhörung 2019

Auch in dem Prozess in Chicago hatte eine Jury es als erwiesen angesehen, dass der „I Believe I Can Fly“-Sänger Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen gehabt und den Missbrauch auch aufgezeichnet hatte. Die Staatsanwaltschaft hatte gefordert, dass die Haftstrafen aus beiden Prozessen zusammengerechnet werden müssen. Kellys Verteidigung hatte aber argumentiert, dass allein die Haftstrafe aus dem Prozess in New York für den Sänger angesichts dessen Alters quasi sowieso schon als eine lebenslange Haftstrafe anzusehen sei. Zudem hatte die Verteidigung in beiden Prozessen angekündigt, in Berufung zu gehen.