Ukrainischer Präsident Wolodymyr Selenskyj
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Kommandant im Donbas

Selenskyj feuert Topmilitär

Ein Jahr nach dem russischen Überfall auf die Ukraine hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen führenden Kommandanten im Donbas, Eduard Moskaljow, gefeuert. Das geht aus einem Dekret hervor, das am Sonntagabend von der ukrainischen Präsidentschaftskanzlei veröffentlicht wurde.

In dem Dekret wurde keine Begründung für den Schritt angeführt. Selenskyj hatte Moskaljow erst am Freitag in seiner täglichen Videoansprache erwähnt, als er die Kommandanten aufzählte, mit denen er über die militärische Lage gesprochen hatte. Moskaljow hatte das Kommando der Vereinigten Kräfte im März 2022 übernommen, wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffskrieges.

Selenskyj hatte zuletzt eine Reihe hochrangiger Staatsbediensteter ausgewechselt und das mit Korruptionsvorwürfen begründet. Zu den aufsehenerregenden Fällen gehörte der eines stellvertretenden Verteidigungsministers, der nach einem von ihm bestrittenen Bericht zurücktrat, wonach sein Ministerium überhöhte Preise für die Truppenverpflegung gezahlt habe. Ressortchef Olexij Resnikow hatte Korruption entschieden verurteilt.

Wechsel des Verteidigungsministers?

Vor einer erwarteten russischen Frühjahrsoffensive und inmitten des Kampfes gegen Korruption kündigte Selenskyj Anfang des Monats auch einen Wechsel an der Spitze des Verteidigungsministeriums an. Militärgeheimdienstchef Kyrylo Budanow soll demzufolge Resnikow ablösen – ob und wann das tatsächlich passiert, ist bisher aber unklar. Während Resnikow Jurist ist, blickt Budanow auf eine militärische Karriere zurück. Resnikow hatte das Amt im November 2021 übernommen, wenige Monate vor der russischen Invasion am 24. Februar 2022.

Russischer Fokus auf Bachmut

Das russische Militär konzentriert seine Angriffe derzeit auf die Front in den ostukrainischen Regionen Luhansk und Donezk. Im Fokus steht dabei die Stadt Bachmut, um die seit Wochen unter hohen Verlusten beider Seiten gekämpft wird. Erst am Samstag hatte die russische Söldnertruppe Wagner die Einnahme eines Vorortes von Bachmut bekanntgegeben, der rund zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt. Selenskyj lässt seit Wochen erkennen, dass er mit der Lage an der Front unzufrieden ist. Er hat die Situation wiederholt als schwierig und schmerzhaft beschrieben.

Ukraine: Russische Offensive im Osten

Laut den ukrainischen Streitkräften sei die russische Offensive im Osten des Landes gescheitert. Beide Seiten machten dabei widersprüchliche Angaben. In einer Ansprache kündigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, die annektierte Halbinsel Krim zurückerobern zu wollen.

Der Befehlshaber der ukrainischen Bodentruppen, Generaloberst Olexandr Syrskyj, will indes nach Angaben des Militärs mit einem Besuch im umkämpften Bachmut die Moral der Streitkräfte stärken und die weitere Strategie besprechen. Der erfahrene Kommandant gilt als federführend für die Niederlage der russischen Streitkräfte zu Beginn der Invasion vor Kiew und im September in der Region Charkiw.

Kiew: Fronten unverändert

Die Frontabschnitte im Osten der Ukraine sind nach Darstellung des ukrainischen Generalstabs unverändert geblieben. Zwar hätten russische Truppen gleich an mehreren Punkten mit Luft- und Artillerieunterstützung angriffen, doch sei ihnen kein Durchbruch gelungen, teilte der Generalstab am Abend in seinem täglichen Lagebericht mit. Wie schon an den Tagen zuvor seien die schwersten Kämpfe bei Kupjansk, Bachmut, Limansk, Awdijiwka und Schachtarsk ausgetragen worden.

Absoluter Schwerpunkt sei einmal mehr die seit Wochen umkämpfte Stadt Bachmut gewesen. Dort sei eine Reihe russischer Angriffe gegen kleinere Vororte abgewiesen worden. Bei Bachmut kämpfen auf russischer Seite Angehörige der berüchtigten Söldnertruppe Wagner. Die Angaben zum Kriegsverlauf, ob von russischer oder ukrainischer Seite, können nicht unabhängig überprüft werden.