Die ausgetrocknete Loire bei Angers, Frankreich
APA/AFP/Jean-Francois Monier
Extreme Trockenheit

Frankeich arbeitet an „Dürreplan“

Trockene Sommer, zu wenig Niederschlag im Winter: Frankeich ist mit diesem Problem bei Weitem nicht allein, allerdings ist dieses dort im Moment besonders akut. Seit Wochen hat es nicht geregnet, die Folgen der Trockenheit sind weitreichend. Präsident Emmanuel Macron fand zuletzt drastische Worte, als er die „Zeiten der Überfülle“ für beendet erklärte. Nun arbeitet Paris an einem „Dürreplan“.

Wegen der in französischen Medien „historisch“ genannten Winterdürre berät Umweltminister Christophe Bechu am Montag mit mehreren Präfekten über weitere Maßnahmen zur Drosselung des Wasserverbrauchs. „Planen Sie jetzt schon Maßnahmen zum Wassersparen“, hatte er zuletzt in einem Interview mit der Zeitung "Journal du Dimanche“ an Vertreter und Vertreterinnen der Verwaltungsbehörden appelliert. „Wir sind beim Grundwasserstand bereits zwei Monate im Verzug“, warnte Bechu. Aktuell sei der Wasserverbrauch bereits in vier Departements eingeschränkt.

Im Departement Pyrenees-Orientales im Süden des Landes an der Grenze zu Spanien etwa dürfen vorerst bis zum 30. April keine Autos gewaschen und kein Rasen mehr gegossen werden. „So etwas ist noch nie dagewesen“, sagte Bechu. Die Lage sei noch schlimmer als im Vorjahr, da Frankreich im vergangenen Sommer bereits eine historische Trockenheit erlebt habe. Dazu kamen mehrere große Waldbrände.

Kein Regen seit über einem Monat

Der französische Umweltminister hatte jene Präfekten, Verwaltungschefs der Departements, die für die sieben wichtigsten Grundwasserreservoirs in Frankreich zuständig sind, zu Gesprächen geladen.

Bei dem Treffen soll es darum gehen, wie viel Wasser an welcher Stelle und mit welchen Mitteln eingespart werden kann. In Frankreich ist zu Jahresbeginn an 32 Tagen in Folge kein Regen gefallen – es ist die längste Trockenperiode seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen.

Mann blickt von Brücke auf die ausgetrocknete Issole in Frankreich
Reuters/Eric Gaillard
Ausgetrocknete Flussläufe im Winter

Anders als in letzten Jahren

Die Trockenheit im Winter ist weniger auffällig als in den Sommermonaten, für die Menschen aber dennoch spürbar. In Paris und anderen Großstädten hat sie vor allem Auswirkungen auf die Luftqualität.

Satellitenbild zeigt Schneelage in Domaines (Frankreich) am 28. Dezember 2022
Satellitenbild zeigt Schneelage in Domaines (Frankreich) am 31. Dezember 2021
Reuters/EU/Copernicus Sentinel-2 Reuters/EU/Copernicus Sentinel-2

Seit Jahresbeginn gibt es in der französischen Hauptstadt immer wieder Feinstaubalarm. Auf dem Land sind die Auswirkungen deutlicher zu erkennen: Flussläufe trocknen aus, der Wasserspiegel von Seen und Talsperren sinkt. Französische Medien zeigten am Montag Bilder von ausgetrockneten Bächen – Ende Februar.

Waldbrände schon im Winter

Im Cornieres-Massiv, einem Ausläufer der Pyrenäen in der Nähe zum Mittelmeer in Südfrankreich, sterben mitten im Winter Eichen, Kiefern und wilde Olivenbäume ab, allesamt Bäume, die eigentlich als besonders widerstandsfähig gelten.

Niedriger Wasserstand des Tolla Sees auf Korsika
APA/AFP/Pascal Pochard-Casabianca
Seen führen viel weniger Wasser als gewöhnlich

Die Waldbrandgefahr ist damit sehr hoch. In diesem Februar brannten in der Nähe von Perpignan, der Hauptstadt des Departements Pyrenees-Orientales, an die 60 Hektar (600.000 Quadratmeter) Vegetation ab – ein extrem früher Zeitpunkt für einen Waldbrand in Frankreich.

„Zeiten der Überfülle vorbei“

Frankreich hatte, mit großen Flüssen wie der Loire, Seine und Rhone, lange kein Wasserproblem. Die Alpen und Pyrenäen bringen die Wolken zum Abregnen, es gab ausgedehnte Grundwasserreserven. Üblicherweise steigt der Grundwasserspiegel in den Wintermonaten auch wieder an. In diesem Jahr wäre das besonders wichtig, nach der Trockenheit im vergangenen Sommer. Tatsächlich ist der Grundwasserspiegel bereits zwei Monate im Verzug.

Demonstration von Bauern In Toulouse
IMAGO/Alain Pitton
„Keine Landwirtschaft, keine Lebensmittel“: Landwirte fürchten Nachteile

„Die Zeiten der Überfülle sind vorbei“, bemerkte Macron am Sonntag beim Besuch der Landwirtschaftsmesse. „Das Land muss es mit dem Wasser so halten wie mit der Energie. (…) Wir brauchen einen Plan, um zu sparen“, sagte er. An Ansatzpunkten dafür fehlt es nicht, denn bisher ist Frankreich mit Wasser sehr verschwenderisch umgegangen, wie Bechu einräumte. Ein Fünftel des Trinkwassers gehe in Frankreich allein durch marode Leitungen verloren. „Das ist inakzeptabel.“

Regenwasser im WC nicht erlaubt

Außerdem werde in Frankreich weniger als ein Prozent des aufbereiteten Wassers wiederverwendet, etwa zum Bewässern von Grünflächen. Spanien liege bei 15 Prozent, Israel sogar bei 85 Prozent, so der Minister.

Ausgetrockneter Lake Montbel, Frankreich
APA/AFP/Valentine Chapuis
Gestrandetes Boot im Lac de Montbel in Südwestfrankreich

„Wir verzichten freiwillig auf Millionen von Kubikmetern: Von 33.000 Kläranlagen sind nur 77 so ausgestattet, dass das gereinigte Wasser wieder benutzt werden kann.“ In vielen Fällen behinderten bürokratische Hürden das Wassersparen. Bechu erwähnte als Beispiel: Derzeit sei es nicht einmal möglich, ein WC mit Regenwasser zu spülen.

Baugenehmigungen ausgesetzt

Manche Kommunen ziehen nun ihre Konsequenzen. Im südfranzösischen Departement Var nahe der Mittelmeerküste haben mehrere Bürgermeister entschieden, keine Baugenehmigungen mehr zu erteilen. „Es ist besser, wir sagen den Leuten, dass sie gar nicht erst bauen sollen, als dass wir sie am Ende nicht mit Wasser versorgen können“, sagte Jean-Yves Huet, Bürgermeister von Montauroux, dem Sender France Info.

Bodentrockenheitsindex (Abweichungen) der Europäischen Dürrebeobachtungsstelle für Mitte Februar 2023

Laut dem Sender will Bechu am Montag gemeinsam mit der Staatssekretärin für Ökologie, Berangere Couillard, demnächst einen „Dürreplan“ vorstellen. Vor allem die Bewässerung in der Landwirtschaft solle technisch modernisiert und sparsamer werden, hieß es zuletzt, sei diese doch insgesamt für 45 – im Sommer für bis zu 80 Prozent – des Wasserverbrauchs verantwortlich. Anfang März soll der „Dürreplan“ bzw. „nationale Wasserplan“ vorgestellt werden.