Beben in Türkei: Erdogan räumt Versäumnisse ein

Drei Wochen nach den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Versäumnisse eingeräumt und um Vergebung für Verzögerungen bei der Erdbebenhilfe gebeten. Zugleich bebte in der türkischen Provinz Malatya erneut die Erde. Dabei seien heute mindestens ein Mensch ums Leben gekommen und mehr als 100 verletzt worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf die Katastrophenschutzbehörde Afad.

Das Beben hatte laut der Erdbebenwarte Kandilli eine Stärke von 5,5. Das Epizentrum lag in der Gemeinde Yesilyurt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bat indes um Vergebung für Verzögerungen bei der Erdbebenhilfe.

Kritik am Krisenmanagement

Nach den Beben vor drei Wochen war Kritik am Krisenmanagement der Regierung laut geworden. Vielerorts wurde beklagt, dass Rettungsteams zu spät, in zu geringer Zahl und mit zu wenig Ausrüstung in die Krisenregion gekommen seien. Unter Trümmern verschüttete Menschen hätten so nicht gerettet werden können. In den Erdbebengebieten herrschten vielerorts Minusgrade, viele der Eingeschlossenen erfroren. In der Provinz Hatay etwa fehlt es Augenzeugen zufolge zudem auch drei Wochen nach den ersten Beben noch immer an Zelten.

„Auch wir können Fehler, Mängel und Makel haben“

Erdogan räumte nun einmal mehr Versäumnisse ein und sagte bei einem Besuch in Adiyaman, aufgrund der großen Zerstörung, der Wetterbedingungen und der Schäden an der Infrastruktur habe man in den ersten Tagen nicht in der „gewünschten Effektivität“ arbeiten können. Deswegen bitte er um Vergebung. Er bat zudem „um ein Jahr“ Zeit, um „die Wunden des Erdbebens zum Großteil“ zu heilen. „Wie jeder Sterbliche können auch wir Fehler, Mängel und Makel haben.“

Erdogan mahnte jedoch auch, die Menschen sollten nicht auf die „Narren“ hören, die staatliche Krisendienste angegriffen hätten. Die Opposition kritisierte dagegen den Vorstoß des türkischen Präsidenten. Man nehme die Entschuldigung nicht an, schrieb etwa die prokurdische Partei HDP auf Twitter. Der Chef der Oppositionspartei Deva erklärte, Erdogan könne der Verantwortung nicht entkommen.

Auch Roter Halbmond in Kritik

In Kritik für ihren Umgang mit dem Erdbeben geriet auch der türkische Rote Halbmond – die größte Wohltätigkeitsorganisation in der Türkei. Sie soll Zelte für Erdbebenopfer an die private Hilfsorganisation Ahbap verkauft haben – statt sie kostenlos zu verteilen. Der Ahbap-Vorsitzende und Musiker Haluk Levent bestätigte am Montag entsprechende Berichte.

Der Chef des türkischen Roten Halbmonds, Kerem Kinik, gab zu, dass seine Organisation 2.050 Zelte an Ahbap gegen ein Entgelt geliefert habe, Gewinn sei aber nicht erzielt worden. Eine für die Herstellung von Zelten zuständige Tochterfirma habe die Zelte zum Preis der Produktionskosten zur Verfügung gestellt, schrieb er auf Twitter. Das Vorgehen löste im Land große Empörung aus.

Weltbank: Schäden in Türkei von 32 Mrd. Euro

Das verheerende Erdbeben in der Türkei und Syrien hat nach Schätzungen der Weltbank allein in der Türkei einen Schaden von mehr als 34 Milliarden Dollar (rund 32 Mrd. Euro) verursacht. Das entspreche vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts des Landes im Jahr 2021, erklärte die Weltbank heute. Die tatsächlichen Kosten für einen Wiederaufbau könnten „potenziell doppelt so hoch“ sein.