Russische Flaggen vor Verteidigungsministerium
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Russland

Behörden melden Vorfälle mit Drohnen

In den vergangenen Monaten hat es in Russland wiederholt Berichte über Vorfälle mit Drohnen gegeben. Aktuell häufen sie sich auffällig, etwa in vier südrussischen Regionen, wo auch Abschüsse gemeldet wurden. Über einen Zwischenfall wird aktuell auch in einem Gebiet im Landesinneren berichtet – unweit der Hauptstadt Moskau, wo eine Drohne abgestürzt sein soll. In St. Petersburg kam es am Dienstag zu einer zeitweisen Sperrung des Airports – angeblich aus einem anderen Grund.

Nach den Vorfällen in den südlichen und grenznahen Gebieten Krasnodar und Adygeja warf Russlands Verteidigungsministerium der Ukraine vor, die Flugobjekte losgeschickt und so Objekte ziviler Infrastruktur ins Visier genommen zu haben. Dienstagnachmittag erklärte das Ministerium dann, in der Region Krasnodar und in der Kaukasus-Republik Adygeja seien zwei Drohnen „neutralisiert“ worden, ohne Schäden zu verursachen.

Die Ukraine habe dort versucht, „Einrichtungen ziviler Infrastruktur“ anzugreifen, so das Ministerium. Laut Medienberichten soll der Angriff in Krasnodar nahe einer Kaserne stattgefunden haben. Demnach seien zwei mit Sprengstoff beladene Drohnen in einem Rosneft-Öldepot in der Stadt Tuapse gelandet und hätten einen Brand ausgelöst, der „rasch gelöscht“ wurde, wie das russische Onlineportal Basa berichtete. Seitens der Ukraine gab es dazu keine Angaben.

Drohnen auch an anderen Orten in Russland

Dienstagfrüh hatte zunächst der Gouverneur der südrussischen Region Brjansk, Alexander Bogomas, auf Telegram den Abschuss einer ukrainischen Drohne vermeldet. Es habe jedoch „weder Opfer noch Schäden“ gegeben. Am Montagabend soll es in der Region Belgorod einen ähnlichen Vorfall gegeben haben. Der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, erklärte seinerseits, in den Straßen der gleichnamigen Regionalhauptstadt seien Trümmerteile von drei Drohnen gefunden worden.

Im Zuge des Vorfalls hätte ein Wohnhaus mitten in der Nacht evakuiert werden müssen, nachdem eine Drohne in das Gebäude gestürzt war, wie Basa berichtete. „Die Menschen wurden an einen sicheren Ort gebracht“, teilte der Bürgermeister von Belgorod, Valentin Demidow, via Telegram mit. Eine weitere Drohne soll auf dem Dach eines Supermarktes gelandet und explodiert sein. Eine Bestätigung für die Vorfälle gibt es von unabhängiger Seite nicht.

Absturz nahe Moskau

Schließlich berichtete auch der Gouverneur des Moskauer Umlands, Andrej Worobjow, von einem Drohnenabsturz. Der Flugkörper sei bei der Stadt Kolomna rund 100 Kilometer südöstlich der Hauptstadt nahe einer Gasverdichterstation der Gasprom vom Himmel gefallen. Es gebe „keinerlei Opfer oder Schäden am Boden“, erklärte Worobjow. Der russische Geheimdienst FSB untersuche den Vorfall, hieß es.

Die Behörden veröffentlichten keine Angaben dazu, gegen welche Infrastruktureinrichtungen sich die Angriffe gerichtet haben sollen. Gasprom erklärte gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti, der „Drohnenabsturz“ habe zu keinem „Notfall“ geführt. Lokalen Berichten zufolge hätte die Drohne den Kreml in weniger als einer Stunde erreichen können, wenn sie nicht abgestürzt wäre.

Flugzeug hebt ab am Flughafen St Petersburg
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Der Airport Pulkowo musste vorübergehend den Betrieb einstellen – offiziell aufgrund einer angeblichen Übung

Flüge in St. Petersburg ausgefallen

Am Dienstag stellte zudem der Airport Pulkowo in Russlands zweitgrößter Stadt St. Petersburg für rund zwei Stunden den Betrieb ein. Gründe wurden keine genannt, später war offiziell von einer Militärübung die Rede. Auch hier vermuteten viele Beobachter, dass der wahre Grund ein feindliches Flugobjekt gewesen sein könnte. In russischen Medien hieß es, es sei ein Flugobjekt über der Stadt gesichtet worden, möglicherweise eine Drohne.

Aus diesem Grund seien Kampfjets aufgestiegen, berichtete Basa. Etwa eine Stunde, nachdem der Flugbetrieb neu aufgenommen worden war, verwies das Verteidigungsministerium auf die Militärübung, bei der auch Abfangjets eingesetzt worden seien. Die Flugabwehr habe die Aufgabe gehabt, Ziele zu entdecken, sie zu identifizieren und sie abzufangen, wurde das Ministerium zitiert. Auch die Zusammenarbeit mit Notfalldiensten und den Exekutivbehörden sei getestet worden.

Inlandsflüge mussten umkehren

Die angebliche Übung war im Vorfeld nicht angekündigt worden. Zahlreiche Inlandsflüge mit Ziel St. Petersburg mussten umkehren, wie aus Daten der Website Flightradar24 hervorging. Auch Flüge in die russische Exklave Kaliningrad waren betroffen, da sie über St. Petersburg fliegen müssen. Der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow, wollte sich zu den Gründen der Flugunterbrechung nicht äußern. Präsident Wladimir Putin sei stets auf dem Laufenden gewesen, sagte er.

Chodorkowski ortet Zusammenhänge und Schwächen

Für den im Ausland lebenden Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski stehen all diese Ereignisse nicht nur miteinander im Zusammenhang – sie legen in seinen Augen auch Schwächen des russischen Militärs offen: Die russische Armee habe „nicht nur keine Mittel, um einen massiven Raketenangriff“, sondern auch um eine einzelne Drohne zu stoppen. Er fügte hinzu: „Das Überleben der Bürger ist nicht Teil der militärischen Strategie des Kreml, dort ist man ausschließlich am Überleben eines einzigen Menschen interessiert.“

Seit Beginn des von Putin angeordneten Angriffskrieges gegen die Ukraine vor mehr als einem Jahr wurden Ortschaften und Infrastruktur in Russland und insbesondere an die Ukraine angrenzenden russischen Grenzregionen wiederholt von Angriffen, insbesondere mit Drohnen, getroffen. Dabei starben mehrere Menschen. Moskau beschuldigte die ukrainische Armee.