Älteste Tageszeitung Liechtensteins wird eingestellt

Liechtenstein verliert seine älteste Tageszeitung. Das seit 1878 erscheinende „Liechtensteiner Volksblatt“ wird mangels wirtschaftlicher Perspektiven eingestellt. Die Entscheidung pflügt die Medienlandschaft des Fürstentums um und hat Auswirkungen in der Politik. Die Vorarlberger Mediengruppe Russmedia hält eine Minderheitsbeteiligung.

Die Einstellung der Zeitung und die Liquidation des Verlagshauses (Volksblatt AG) wurde heute von dessen Generalversammlung einstimmig beschlossen. Mitglied des Verwaltungsrats ist laut „Volksblatt“-Website der Vorarlberger Medienunternehmer Eugen Russ, Russmedia hatte auch den Druck der 145 Jahre alten Liechtensteiner Zeitung über gehabt.

Abfluss von Werbegeldern

Die Zeitung dürfte wohl bereits in den ersten Märztagen von der Medienlandkarte Liechtensteins verschwinden, hieß es. 30 Beschäftigte stehen ohne Anstellung da. Für sie sei unter Einbezug der Belegschaft „ein großzügiger Sozialplan“ erarbeitet worden.

Das „Volksblatt“ kämpfte mit dem Abfluss von Werbegeldern an große Internetfirmen und mit stetig zurückgehenden Printabonnenten. In Liechtenstein mit seinen 39.000 Einwohnerinnen und Einwohnern kam erschwerend die Kleinheit des Marktes hinzu, den sich das „Volksblatt“ mit dem „Liechtensteiner Vaterland“ teilte. Zuletzt lag die normale Auflage der Zeitung bei nur 3.800 Exemplaren. 2015 waren noch 9.000 Exemplare gedruckt worden.

Ende der Sprachrohrfunktion

Das „Liechtensteiner Volksblatt“ stand der Fortschrittlichen Bürgerpartei (FBP) nahe. Die staatstragende Partei verliert mit der Einstellung ihr mediales Sprachrohr. FBP hatte zuletzt noch das Ende des „Volksblatts“ mit einer parlamentarischen Initiative zu verhindern versucht. Sie forderte, die staatliche Medienförderung befristet für drei Jahre zu erhöhen. Als sich Anfang Februar das Ende der Zeitung klar abzuzeichnen begann, zog die Partei ihr Begehren zurück.

Die zweite Tageszeitung im Fürstentum, das „Liechtensteiner Vaterland“, steht traditionell der anderen großen Partei nahe, der Vaterländischen Union (VU). Doch damit ist laut Chefredakteur Patrik Schädler wegen des Aus der Konkurrentin nun Schluss. Das Näheverhältnis zur VU gehöre ab sofort der Vergangenheit an, schrieb er kürzlich in einem Leitartikel.

Das Redaktionsstatut des „Vaterlandes“ wurde bereits angepasst. Die Redaktion weist darin jegliche Einflussnahme, auch die von Parteien und Eigentümern, zurück. „Wir machen es uns zur zentralen Aufgabe, im Sinne des Journalistenkodex ausgewogen und unabhängig zu berichten“, erklärte der Chefredakteur.