Junge Frau mit einem Kätzchen
Getty Images/Betsie Van Der Meer
Coronavirus

GB: Regierung erwog, Hauskatzen zu töten

Zu Beginn der CoV-Pandemie hat die britische Regierung offenbar die Tötung aller Hauskatzen erwogen. Der konservative Politiker James Bethell sagte dem Sender Channel 4 News am Mittwoch: „Tatsächlich gab es einen Moment lang die Idee, dass wir die Öffentlichkeit auffordern müssten, alle Katzen in Großbritannien auszurotten. Können Sie sich vorstellen, was passiert wäre, wenn wir das gemacht hätten?“

Zum Ausbruch der Pandemie im Jahr 2020 habe man eben sehr wenig über die Krankheit gewusst. „Es gab einen Augenblick, in dem wir uns sehr unklar darüber waren, ob Haustiere die Krankheit übertragen könnten.“ Bethell, Mitglied im britischen Oberhaus, arbeitete 2020 und 2021 als Stellvertreter des damaligen Gesundheitsminister Matt Hancock im Gesundheitsministerium unter der Regierung von Boris Johnson.

Laut britischer Nachrichtenagentur PA sagte er weiter, es habe eine Zeit lang ein paar Belege gegeben, die hätten untersucht werden müssen. Laut „Guardian“ waren im Juli 2020 Katzenbesitzer und -besitzerinnen davor gewarnt worden, ihre Tiere zu küssen.

Premierminister Rishi Sunak geht an Katze Larry vorbi
Reuters/Kevin Coombs
Downing-Street-Kater Larry mit dem jetzigen britischen Premier Rishi Sunak

Kater Larry nimmt es mit Humor

Zuvor war bekanntgeworden, dass sich eine Siamkatze als erstes – bekanntgewordenes – Tier im Vereinigten Königreich mit der Krankheit infiziert hatte. Margaret Hosie, Professorin für vergleichende Virologie an der Universität Glasgow, habe den Katzenbesitzern damals geraten, „sehr auf Hygiene zu achten“, berichtete der „Guardian“.

In England genießt vor allem ein Kater Kultstatus: Kater Larry residiert mittlerweile seit über zwölf Jahren als „oberster Mäusefänger des Vereinigten Königreichs“ im Regierungssitz Downing Street 10. Auf seinem Satireaccount auf Twitter, der im Namen des Katers das politische Geschehen meist spöttisch kommentiert, folgte Mittwochabend prompt eine Reaktion: „Schwer, das nicht persönlich zu nehmen“, hieß es dort mit Blick auf Bethells Aussage, dass die Tötung der Katzen erwogen worden sei.

Studie zeigt Übertragungsmöglichkeit

Tatsächlich kann das Coronavirus einer im Juni 2022 veröffentlichten Studie zufolge vermutlich von Katzen auf Menschen übertragen werden. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen beschrieben einen Fall in Thailand, bei dem sich eine Tierärztin im August 2021 mit dem Virus infiziert hatte. Sie hatte in der südthailändischen Stadt Songkhla eine positiv getestete Katze behandelt und war von dieser angeniest worden.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betonen aber, dass sich das Virus deutlich häufiger von Menschen auf Katzen überträgt als in umgekehrter Richtung. In Dänemark waren während der Pandemie aus Sorge vor Übertragung der Seuche Millionen Nerze getötet worden.

DK: Keine Gesetzesgrundlage für radikalen Schritt

Regierungschefin Mette Frederiksen hatte im November 2020 verkündet, dass alle rund 13,5 Millionen Nerze in Dänemark getötet werden sollen. Begründet wurde der radikale Schritt damit, dass das Coronavirus in den Tieren mutiert sei und sich auf den Menschen übertragen habe.

Später stellte sich heraus, dass für den radikalen Schritt die Rechtsgrundlage gefehlt hatte. Eine unabhängige Kommission kritisierte in einem Bericht deshalb die Ministerpräsidentin und Teile ihrer Regierung. Die Nerzzucht in Dänemark soll auch wiederaufgebaut werden. Rund 10.000 Tiere wurden in einem ersten Schritt zu Jahresende 2022 aus isländischen Nerzfarmen importiert.

Britischer Ex-Gesundheitsminister in Kritik

Unterdessen ist der frühere Gesundheitsminister Hancock, dessen Vize Bethell war, wegen seines Vorgehens während der Pandemie schwerer Kritik ausgesetzt. So habe er etwa versucht, den Bildungsminister Gavin Williamson zu umgehen, um die Schulen im Dezember 2020 schließen zu lassen, wie der „Telegraph“ nun berichtete.

In durchgesickerten WhatsApp-Nachrichten schrieb Hancock, Williamson kämpfe mit „Händen und Füßen“, um die Schulen in England offen zu halten, ein Schritt, mit dem Hancock nicht einverstanden war. Andere Nachrichten zeigen abfällige Bemerkungen über Lehrergewerkschaften und herabsetzende Kommentare gegenüber Williamson.

100.000 WhatsApp-Nachrichten weitergegeben

Das sind nur die neueste Enthüllung aus über 100.000 durchgesickerten WhatsApp-Nachrichten. Laut einer Untersuchung, die auf den Chatnachrichten basiert, lehnte Hancock auch den medizinischen Rat ab, allen Bewohnern und Bewohnerinnen von Pflegeheimen CoV-Tests zu geben. Ein Sprecher Williamsons bestritt das als „verzerrte Darstellung“ und behauptete, die von der Journalistin Isabel Oakeshott von TalkTV durchgesickerten Nachrichten seien „versponnen worden, um einer Anti-Lockdown-Agenda zu entsprechen“.

Oakeshott arbeitete mit Hancock an seinem Buch, in dem die Arbeit des ehemaligen Gesundheitsministers während der Covid-19-Pandemie beschrieben wird. Oakeshott hatte die Lockdowns als „uneingeschränkte Katastrophe“ bezeichnet. Sie sagte, sie gebe die WhatsApp-Nachrichten dem „Telegraph“ weiter, weil es „viele Jahre“ dauern werde, bis die offizielle Covid-Untersuchung abgeschlossen sei, die ihrer Meinung nach eine „kolossale Schönfärberei“ sein könnte.