Schweden gibt 200 Luchse zum Abschuss frei

Schweden hat Jägern und Jägerinnen Genehmigungen für die Tötung von insgesamt 201 Luchsen erteilt – die Zahl ist mehr als doppelt so hoch wie in den vergangenen Jahren. Erst unlängst wurden Dutzende von Wölfen bei der größten Wolfsjagd der Neuzeit in Schweden getötet.

Der geplante Abschuss der Luchse stehe in keinem Verhältnis zur Gefahr für Mensch und Tier, sagen Tierschützer und Aktivistinnen. Sie fordern die EU auf, gegen Schweden wegen Verstoßes gegen das Umweltrecht vorzugehen.

„Das ist eine Trophäenjagd, genau wie die Löwenjagd in Afrika“, sagte Magnus Orrebrant, der Vorsitzende von Svenska Rovdjursföreningen, einer Tierschutzorganisation, die eine Petition startete, um die Trophäenjagd auf Luchse zu beenden. „Hunderte von ausländischen Jägern kommen nach Schweden, um Luchse zu jagen, weil sie das aufregend finden.“

Europäischer Luchs
Getty Images/Anna Yu

Warnung vor Aussterben

Naturschützer und -schützerinnen warnten vergangenen Monat, dass die Luchspopulation in Europa zusammenbrechen könnte, wenn nicht sofortige Anstrengungen zum Schutz der Tiere unternommen werden. Tests an den verbliebenen Exemplaren in Frankreich hätten ergeben, dass ihre genetische Vielfalt so gering ist, dass sie ohne Eingreifen innerhalb der nächsten 30 Jahre lokal aussterben würden.

Der schwedische Jägerverband Svenska Jägareförbundet räumte indessen ein, dass die Luchse gar keine Gefahr für den Menschen darstellen würden. Es gehe „eher um den Nervenkitzel“, für einige Jäger sei auch das Fell die Motivation.

Luchse werden, wie die meisten anderen Wildtiere in Schweden, mit Hunden gejagt. In der EU-Habitat-Richtlinie ist festgelegt, dass die Jagd entweder zur Vermeidung von Schäden an Nutztieren oder im Interesse der öffentlichen Sicherheit erlaubt ist.

Es sei sehr fraglich, ob eine dieser beiden Bedingungen auf den Luchs in Schweden zutrifft, sagte Benny Gäfwert, Raubtierexperte beim World Wide Fund for Nature (WWF). „Wir glauben nicht, dass sich die Jäger auf diese Ausnahmen berufen können, und haben die EU-Kommission darüber informiert“, so Gäfwert.